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Alexei Aigui and Dietmar Bonnen – Nightshift

la luna

1 Und was bekam des Soldaten Weib? 6.02
2 Nanna’s Lied 6.22
3 Lost in the Stars 2.57
4 Wie lange noch? 4.01
5 Zu Potsdam unter den Eichen 3.20
6 Buddy on the Nightshift 3.52
7 Die Ballade von der sexuellen Hörigkeit 2.33
8 Wo zwei Herzenliebe an einem Tanze gan
(Frauentanz, op. 10)
1.20
9 Youkali 6.07
10 Lost in the Stars (Version 2) 3.15
11 Speak low 7.00
12 Klops Lied 0.50
bonus track
13 Die Ballade von der sexuellen Hörigkeit
(vocal version) (text - Bertolt Brecht)
3.35

total time 61.35


all compositions by Kurt Weill
recorded in concert @ loft, cologne, april 27, 2007
(except 7, 12, 13),
and @ loft studio the next day (7, 12, 13)
recording and mastering: Gagga Deistler
mix: Deistler/Bonnen/Aigui
photos – Ira Rakhmanova
design – Denis Mikhaylov (www.denismikhaylov.com)

 

 

Kurt Weill auf der Höhe der Zeit

Sanfte Geigenklänge im Wechsel mit grollenden Klavierakkorden

Zwischen dem Liederzyklus »Frauentanz« und dem Jazz-Standard »Speak Low« liegen nicht nur musikalische Welten. Da hat etwa die »Dreigroschenoper« bequem Platz, und rein geografisch sind die Stücke gar durch einen ganzen Ozean getrennt. Wer über den Komponisten Kurt Weill redet, der 1900 in Dessau geboren wurde und 1935 vor den Nazis in die USA floh, muss in großzügigen Dimensionen denken, Neue Musik ebenso zu schätzen wissen wie gehobene Tanzmusik.

Klar, dass dieses breite Spektrum Avantgarde-Musiker wie den Kölner Pianisten Dietmar Bonnen und den in Paris lebenden russischen Geiger Alexei Aigui zur Auseinandersetzung reizen musste. Schließlich haben sie bereits mit ihren überraschend variantenreichen Duo-Aufnahmen von Stücken Frank Zappas und Jimi Hendrix Aufsehen erregt. „Bei Kurt Weill kann man auch mal so richtig schmalzig werden, das hat uns gefallen“, verrät Bonnen. „Einige Stücke haben wir sozusagen nur als Vorwand für unsere Bearbeitungen genommen, anderes bleibt sehr nahe bei der ursprünglichen Komposition.“

Im Ehrenfelder Loft erlebte das Weill-Programm kürzlich seine Premiere. Bonnen und Aigui haben teilweise recht unbekannte Stücke Weills ausgesucht, neben populären Liedern wie  »Und was bekam des Soldaten Weib?« oder »Ballade von der sexuellen Hörigkeit« aus der Dreigroschenoper tauchen da Auszüge aus dem »Frauentanz« auf, der Beerdigungsmarsch »In Potsdam unter den Eichen« oder »My Ship«, eine Zusammenarbeit Weills mit Ira Gershwin. Während einige der

 

 

 

 

am drümmele

Kompositionen – besonders die Stücke, in denen Bonnen singt – relativ intakt bleiben, nutzt das Duo, das zuweilen durch den Klarinettisten Lothar Burghaus ergänzt wird, in anderen jede sich bietende Möglichkeit zur musikalischen Verfremdung. Sanftes Geigen-Gezirp wechselt da abrupt mit grollenden Klavierakkorden, melancholische  Melodien werden durch Aiguis ungemein ausdrucksvolle und mitreißende Soli aufgebrochen. Er fegt über die Saiten, hämmert und kratzt, was das Zeug hält: Weill auf der Höhe der Zeit, für das neue Jahrtausend sozusagen.

Nach der Pause geht’s mit einigen der schon bekannten Interpretationen weiter. »How Could I Be Such A Fool« von Zappa wird hübsch ironisch gebracht, bei seinem »Sofa« oder Hendrix’ »Pali Gap« und »Foxy Lady« wird’s endgültig furios: Aiguis entfesseltes Spiel hat den Geigenbogen längst ruiniert, und dem „Loft“-eigenen Piano darf man nur wünschen, dass es durch Bonnens donnernden Akkorde keine bleibenden Schäden zurückbehält.

 Zum guten Schluss improvisiert er zu Zappas »What Is The Ugliest Part of Your Body?« sogar noch einen deutschen Text: „Was ist der hässlichste Teil deines Körpers?, deine Nase, deine Blase?, oder ist es dein Geist?“  Dann hört er mittendrin auf. Punk irgendwie.

 Hans-Willi Hermans
 Kölnische Rundschau

Zappa – bis der Bogen kracht

Dietmar Bonnen und Alexei Aigui boten in St. Aegidien ein außergewöhnliches Klangerlebnis

In überraschenden Neuinterpretationen widmeten sich die beiden Frank Zappa, Jimi Hendrix und Kurt Weill und kreierten ohne nachzuahmen etwas völlig Neues.
Schon das erste Stück des Programms, Zappas »Sofa«, riss das Publikum mit. Erst ruhig wie Lounge-Musik, dann in einem Spannungsbogen zu einem schnellen Tempo aufschwingend und schließlich in einem wohl harmonierenden musikalischen Chaos kulminierend, brach das Stück in kraftvolle Passagen auf.
Nicht weniger ungewöhnlich und aufregend präsentierte sich auch Hendrix' »Room full of Mirrors«, bei dem Dietmar Bonnen mit warmer, voller Stimme manchem Zuhörer einen wohligen Schauer über den Rücken laufen ließ.
Gleichzeitig flogen die Hände des Sängers über die Tasten, um einer repetitiven, rasanten Melodie Raum zu verschaffen, während Alexei Aigui das Stück mit fast verstörend schönen Geigenklängen veredelte.

Bonnen und Aigui in Hann. Münden

 

 

 

Ein besonders Highlight des Konzertes war ein Tango von Kurt Weill. Tieftraurig, bisweilen furios-wütend, dann wieder melancholisch zeigte sich das Stück von seinen verschiedensten Seiten. Variantenreich präsentierte sich auch Zappas »Black Napkins«, das sich nach seinem fulminanten Anfang wogenförmig in fast meditative Klänge ergoss, jedoch wieder zu kräftigen, klar definierten Tönen anschwoll und das Publikum mit steigender Dynamik und dramatischen Zäsuren in einen musikalischen Rausch versetzte.
Alexei Aigui spiegelte hierbei sein musikalisches Lebensgefühl auch durch seine Bewegungen und seine Mimik wider und spielte mit solcher Inbrunst, dass sogar fünf Saiten seines Bogens rissen.
Bisweilen wurden die Kompositionen originalgetreu umgesetzt, dann wurde mit den Originalen frei und experimentell jongliert und sogar eine alte Organetta aus den 50er Jahren sowie ein Glockenspiel fanden bei den freier interpretierten Liedern ihren Einsatz.
Die alte Kirche hallte nur so von den leidenschaftlichen Neuinterpretationen wider und das Publikum honorierte diese Leistung mit langanhaltendem Applaus.

Hessische/Niedersächsische Allgemeine

Zusammen mit dem russischen Stargeiger Alexei Aigui (wer ihn schon mal live erleben durfte, weiß wovon ich rede) gibt das Kölner Multitalent Dietmar Bonnen intime Einblicke in den Weill’schen Musikkosmos, lotet aus, erhellt und interpretiert meisterhaft. Mit von der Party ist Lothar Burghaus, der jedem Besucher eines MUFFIN MEN-Konzertes in der Kölner „Kantine“ bestens in Erinnerung für seine kraftvollen Gastauftritte ist. Das wunderbar offene und transparente Klangbild der CD, bei hervorragender Dynamik, sorgt außerdem für höchsten Hörgenuss. Große Klasse!

The Arf-Dossier Vol. 62 Dezember 2009