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Malu Paul – Sängerin

Malu Paul

Geboren 1961 in der hohenlohischen Pampa als fünftes Balg eines Dorfschullehrers. Frühzeitige Zwangsrekrutierung zu Singspielaufführungen. Der Vater versuchte vergeblich, sie zum Klavierspielenlernen heranzuziehen. Ein Widerstand, den sie später bitter bereute. Spätere Kindheit in der Nähe von Stuttgart. Sie zog den Schulchor dem Handarbeitsunterricht vor. Obwohl sie sich ebenfalls weigerte, Noten zu lernen, bemerkte man hier früh ihre Musikalität. Auch später brachte Malu niemals auch nur einen Socken oder ein Häkeldeckchen zusammen. Die harsche Kritik ihres Vaters nach der Aufführung eines Weihnachtsoratoriums

("Mensch Kind, mach doch den Mund auf beim Singen!") hatte fatale Folgen. Mit 17 schmiß sie die Schule, kehrte der Heimat den Rücken und versuchte sich in Deutschlands Norden als Rock'n'Roll-Sängerin. Sie gewann an der Seite ihrer Bandkollegen von MUCHO P. das NDR-NORDROCK-Bandfinale 1983 mit einer zweifelhaften Mischung aus lateinamerikanischem Samba und New Wave – auf deutsch selbstverständlich, tourte durch Hamburger und schleswig-holsteinische Clubs. Nebenbei Kellnerinnen-Nachtarbeit in Szenekneipen und Nachholen der versemmelten Schulabschlüsse. Nach einer Sommertournee durch norddeutsche Zeltfest-Hochburgen wie Dersau und Wennbüttel beschloß sie dann, nie mehr gegen Marshall-Türme anzusingen und Perlen vor die plattdeutschen Säue zu werfen.

Engagements blieben sowieso aus, denn sie sang mehr und mehr mit dem Rücken zum Publikum, während sie die Sambagurke ratschte. Also lernte sie einen anständigen Beruf und bekam einen Sohn. Aber das Drama ihrer Kindheit ließ sie nicht mehr los: In den Neunzigern erneutes Tingeltangel mit dem Akustik-Duo CHEEK TO CHEEK, Verschleiß von einem halben Dutzend Klavierspielern bzw. Gitarrenkünstlern, die sich allesamt irgendwann weigerten, stundenlang sentimentale Kamellen wie »Sophisticated Lady« oder »Summertime« auf Büromöbel-Personalweihnachtsfeiern herunterzuleiern. Heute lebt sie ein beschauliches Leben in der norddeutschen Tiefebene und arbeitet als freiberufliche Disponentin für ein Hamburger Sinfonieorchester.

OBST-Diskographie
OBST Almanach des Jahres 2004
OBST Almanach des Jahres 2006
• LES SAXOSYTHES-Werkstatt Alea
• Ben und seine Freunde in Odonien: Chronotopia II