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Bernd Hänschke – verblühtes Geräusch

verblühtes Geräusch

Pachelbels Traum 12'24
Verblühtes Geräusch 11'54
Poemi 9'26
Landschaften der Seele 12'27

Gemälde: Ha Webe
Design, usw.: peter-hoelscher@umbra.de

Bernd Hänschke, Kammermusik, Vol. I

Pachelbels Traum (1997) ist die Musik zu einem Kunstvideofilm des Malers Christof Heyduck. In seinen Bildern nimmt Heyduck in sehr freier Form Bezug auf den berühmten Kanon des Barock-Komponisten. Ebenso verfährt Hänschke bei seiner Musik zu diesem Film. So wirken in "Pachelbels Traum" die aus dem Kanon stammenden Elemente bis auf zwei kurze direkte Zitate in der zweiten Hälfte des Werks im Hintergrund, gleichsam "under cover". Der erste Teil wird unterlegt durch eine Art Makro-Version des ostinaten Baßthemas aus dem Kanon: Seine Abschnitte stehen auf der Basis jeweils eines Baßtones, der immer wieder erklingt. Die Summe dieser Baßtöne hat große Ähnlichkeit mit dem originalen basso ostinato. Das zweite übernommene Element, das melodische Thema, mit dem der Oberstimmen-Kanon beginnt, zieht sich durch das ganze Werk. Ähnlich einem Menschen, der unterschiedlichste Phasen, Situationen, Gefühlswelten, etc. durchläuft, wird auch dieses Thema unentwegt verwandelt, manchmal bis zur Unkenntlichkeit.

Verblühtes Geräusch (1999) verdankt seine Entstehung dem Maler Ha Webe (Hans-Werner Berretz), dem es auch gewidmet ist. Es nimmt Bezug auf einen Gemäldezyklus gleichen Titels, den Ha Webe ebenfalls 1999 schuf. Dessen vorherrschende Farbe Weiß war Assoziationsgrundlage hinsichtlich der Instrumentation und der Verwendung besonderer klangfarblicher Aspekte, aber auch hinsichtlich einer Inhaltlichkeit, die nicht notwendig aus der Struktur und Gestaltung der Bilder herzuleiten ist. Hänschke assoziierte bei der ersten Begegnung mit dem Zyklus unmittelbar die Bühnengestaltung seines Jugend-Musiktheaterwerks "1984" nach G. Orwell und damit auch inhaltliche Aspekte dieses Werks. Aus diesem Grunde arbeitete er Zitate aus dem Bühnenwerk ein, die aufgrund ihres tonalen Charakters recht deutlich zu erkennen sind. Im Zentrum des Werks tritt die Musik gleichsam aus dem Bilderzyklus heraus in das inhaltliche Umfeld der Zitate und arbeitet sie dramatisch aus, um darauf wieder in die "Gegenwart" der Bilder zurückzufinden.

Poemi (1990) ist eine Fantasie über musikalisches Material aus dem Liederzyklus "Wir haben den Brand gelegt", den Hänschke im selben Jahr nach Gedichten von Karl-Oskar Stimmler schrieb. Dieser Zyklus kritisiert in scharfer Form den fahrlässigen Umgang der Menschheit mit der Natur, ihrer Umwelt, aber auch mit ihrer sozialen Verantwortung im Umgang miteinander. "Poemi" reflektiert diesen inhaltlichen Hintergrund, gewinnt jedoch eigenständige musiklische Form aus seinem Material heraus.

Landschaften der Seele (1997) gehört in die Reihe der Werke, die Hänschke als Konzertszenen bezeichnet. Diese Werke sind einerseits geprägt durch konzertanten Charakter, andererseits enthalten sie theatralische Aspekte. Bei den "Landschaften der Seele" handelt es sich um ein Konzert für Oboe und großes Ensemble, dem als außermusikalische inhaltliche Komponente drei Gedichte von Hans Ulrich Treichel zugrunde liegen, in denen ein Ich-Erzähler in sehr knapper Form drei Szenarien seiner (verschuldeten oder unverschuldeten) zwischenmenschlichen Probleme, seiner Isolation skizziert. In der Musik werden diese Gedichte nicht auskomponiert, vielmehr sind sie Inspirationsgrundlage für Materialien und Stimmungen. Form und Inhalt gewinnt diese Musik einzig und allein aus ihren musikalischen Elementen, so daß der Hörer die Freiheit seines eigenen subjektiven Assoziierens hat.

Bernd Hänschke, Chamber Music, Vol. I

Pachelbels Traum (1997) was originally composed as the underlying music for an art-video by the painter Christof Heyduck. In his paintings Heyduck refers - in a rather free fashion - to the famous canon by the Baroque composer. Hänschke does exactly the same: the elements of the original canon are at work in the background, it is only in the second half of the piece that we find two direct quotations. The first part is founded on a macro-version of the ostinato bass-theme of the canon: each sequence of this part is based on a single bass-note that is constantly repeated. Thus a great similarity to the basso ostinato of the original is achieved. In the same way the melodic theme, also adopted from the original canon and being its beginning, runs through the whole piece. Like a human being who has to undergo different phases, situations and feelings, the melodic theme is permanently changing - sometimes beyond recognition.

Verblühtes Geräusch (1999) (Withered Sound) owes its existence to the painter Ha Webe (Hans-Werner Berretz) to whom it is also dedicated. The piece is related to a cycle of paintings with the same name which Ha Webe created earlier in 1999. The prodominance of white in these was the basis for correlative instrumentation and the use of particular "Klangfarben", leading also to a concept of content which can not necessarily be divined from the structure and shape of pictures. Hänschke's first view of the canvasses also brought to his mind the stage-performance and musical elements of his early work "1984" (after Orwell). For this reason he brings quotations from that stage-work into this piece: being tonal they are readily recognizable. At the centre of the piece the music seems to step out of the paintings into the world of the quotations, elaborating them dramatically, returning later to the "presence" of the paintings.

Poemi (1990) (Poems) is a Fantasia on musical material from the Song-cycle "Wir haben den Brand gelegt" ("We have started the conflagration") written by Hänschke in the same year on poems by Karl-Oskar Stimmler. The Song-cycle is a sharp critique of man's irresponsible dealings with nature and the environment, also of his interpersonal dealings and reactions to social responsibility. "Poemi" reflects these thoughts, winning its individual musical form from its own material.

Landschaften der Seele (1997) belongs to those works that Hänschke characterizes as scenes in concerto form. The concerto form on the one hand and the theatrical aspects on the other unite to form these pieces. "Landschaften der Seele" is a concerto for oboe and a large ensemble. Added to it - as regards contents - are three poems by Hans Ulrich Treichel. In these poems the narrator reports in a rather concise style about his problems with his fellow humans and his isolation. The music corresponds and answers these problems without laying too much emphasis on the composing elements. The poems simply serve as an inspiration. The form and content of this kind of music are achieved by purely musical elements. Thus, the listener has the freedom of his own associations.