LES SAXOSYTHES |
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Kompositionen, |
Das Wahre, Gute und Schöne aus allen möglichen Epochen und Himmelsrichtungen stand kürzlich in der Ehrenfelder Platenstraße auf dem Programm. Englische Renaissance-Madrigale, mehrstimmige Gesänge aus Südafrika, ein Lied des amerikanischen Songpoeten Bob Dylan oder die Vertonung eines Gedichts von Joachim Ringelnatz, in dem ein Verliebter seiner Angebeteten "ohne Bedenken eine Kachel aus meinem Ofen schenken" würde: All das wurde im restlos ausverkauften Arkadas-Theater zu Gehör gebracht. Dort gaben der Chor LES SAXOSYTHES und das MARKUS REINHARDT ENSEMBLE ihr erstes gemeinsames Konzert. Violinist Markus Reinhardt erklärte, wie es dazu kam: "Mit einzelnen Mitgliedern des Chores arbeiten wir schon seit vielen Jahren in unterschiedlichen Konstellationen zusammen, es wurde Zeit, daß wir mal gemeinsam auftreten." Doch bevor Chor und vierköpfiges Jazz-Ensemble im Schlußteil des Konzerts zueinanderfanden, zeigten sie getrennt ihr Können. LES SAXOSYTHES wurden im Jahre 1983 gegründet, als sich rund 20 Sänger zusammentaten. "Wir kannten uns schon aus der Schule oder vom gemeinsamen Musikstudium her", erklärte Chorleiter und Komponist Dietmar Bonnen. Der Name des Chores ist angeblich einem nicht ganz jugendfreien kölschen Witz entnommen, den Bonnen aber partout nicht erzählen wollte.Neben originellen Adaptionen populärer Stücke widmet sich der Chor vor allem der Musik des 20. Jahrhunderts, darunter Kompositionen von John Cage, |
Arnold Schönberg und Paul Hindemith. Im Arkadas-Theater stimmten LES SAXOSYTHES auch zwei kurze Stücke - "musikalische Kleinode", wie Bonnen sagte - des in Ehrenfeld ansässigen Komponisten Manfred Niehaus, Jahrgang 1933, an, der früher einmal Leiter der Abteilungen Neue Musik beziehungsweise Jazz beim WDR war. Niehaus hatte Bemerkungen des Rentners Erwin, einer Ihrefelder Kneipenbekanntschaft, vertont: "Die Sätze haben mich tief erschüttert. Ich habe sie auf einem Bierdeckel notiert und hatte dann später die Schnapsidee, daraus eine Komposition zu machen", erläuterte er den Zuhörern. |
Schon "Erwin 1" ist herzergreifend genug: "Wie ming Frau fottjejange is/ Übertroffen wird das allerdings noch vom grimmigeren "Erwin 2": "Minge Wellensittich heiß' Hansi/ Doch auch andere Töne paßten in den großzügigen Rahmen des Abends. Zum Stück "Sinte", das Markus Reinhardt auf Romanes, der Sprache der Zigeuner, sang, gab er zuvor inhaltliche Erläuterungen: "Mit unseren Alten haben die Nazis in Auschwitz auch einen Teil unserer Tradition getötet, denn wir überliefern unsere Geschichte nicht in Büchern, sondern durch Erzählungen." Janko Wiegand, eigentlich Rhythmusgitarrist des Ensembles, brillierte mit Soloeinlagen bei den Stücken "Minor Swing" und "Valse à Django" des legendären Swing-Gitarristen Django Reinhardt. Zum guten Schluß stimmte die Band dann noch den alten Disco-Klopper "I will survive" an, Mit atemberaubenden Soli rissen Markus Reinhardt und Sologitarrist Zóltan Püsky die Zuhörer glatt von den Stühlen. Nach mehreren Zugaben an diesem Abend, meinte Dietmar Bonnen angesichts des begeisterten Publikums: "Ich glaube, das sollten wir so bald wie möglich wiederholen." Hermans KÖLNISCHE RUNDSCHAU 16. August 2001 |
Wirklich exquisit, das Repertoire, mit dem sich LES SAXOSYTHES die Zeit vertreiben: Lieder von Billy Joel, Oswald von Wolkenstein, Paul Hindemith, Johann Sebastian Bach, Jack Bruce, George Gershwin... Frage nur: Wie kommt's, daß sich ein gemischter Chor (25 Männer und Frauen plus Zufallsgäste) an jedem Donnerstagabend in einer Kölner Lokation zusammenfindet, während der Rest der Welt die bewegenden WG-Szenen im "Big Brother"-Container verfolgt (ab September wieder, bitte mit täglicher Verona-Dosis!)? Antwort: Weil gemeinsames Singen, wenn der Chorleiter Dietmar Bonnen heißt, noch mehr Spaß macht, als sich allabendlich Zlatko "The Brain" anzutun. Für Nicht-Domstädter indes ist die etwas akademische Singstunde wohl nur dann von Nutzen, wenn sie zu jener Keyboarder-Spezies zählen, die ihr Brot als musical director verdient. Wer nicht Helmut "Was-wäre-Harald-Schmidt-ohne-mich?" Zerlett heißt, kann hier noch was lernen: über die Kunst des Chorsatzes, die Tücken der Improvisation. "The Brain"-Fans hingegen drücken sich ihre Singstimme hinters Gaumenzäpfchen und gucken weiter RTL 2. Albrecht Piltz KEYBOARDS 8/00 |
Wo es um Obst geht, ist vieles möglich 20 Jahre Kölner Kammerchor LES SAXOSYTHES Komponisten, Interpreten, Moderatoren, Veranstalter: Viele Künste vereint der Kölner Kammerchor LES SAXOSYTHES, der unlängst seinen 20. Geburtstag gefeiert hat. Etliche der zwei Dutzend Sänger und Sängerinnen spielen auch in Bands, sind Musiklehrer oder Komponisten wie ihr Dirigent Dietmar Bonnen. Zwei weitere Chorleiter aus den eigenen Reihen übernehmen das Einstudieren neuer Stücke, andere können mit Witz zur Musik hinführen. Der Chor arbeitet eng mit Komponisten zusammen, regt an und kann live so improvisieren, wie das kaum ein Profi-Chor vermag. Er singt vor allem Musik der jüngsten hundert Jahre, von Reger, Webern, Schönberg, Jazz bis zu neuen experimentellen Spielarten. Was immer der Name LES SAXOSYTHES bedeuten mag, der Plural weist auf viele Talente. So pflegt der Chor reichlich Kontakte zur freien Szene, nicht zuletzt über das ähnlich vielfarbige Kölner Plattenlabel OBST. Dort trifft der Chor inzwischen auf Musiker aller Couleur, von der klassischen Pianistin Susanne Kessel über das RUSSISCH-DEUTSCHE KOMPONISTENQUARTETT bis zum Blasorchester DICKE LUFT. Für den Chor komponieren Musiker wie Manfed Niehaus, Ernst Gaida-Hartmann, Wolfgang Schmitt-Weist und Bonnen selbst. „Die Kölner Musikszene ist ja riesig. Je länger man dabei ist, desto mehr überschneiden sich die Kreise,“ faßt Bonnen seine Erfahrungen zusammen. „Im OBST-Kreis gibt es ein paar zentrale Figuren wie Manfed Niehaus, Andreas Schilling oder Michael Rüsenberg. Ansonsten ist neben der musikalischen Qualität der Mitspieler wichtig, daß jeder sich ganz in den Dienst eines Projekts stellt. Auch der Chor, der wie ein Instrument eingesetzt wird. Da dürfen keine persönlichen Eitelkeiten aufkommen. Aber meist sind ja die richtig guten Leute unkompliziert,“ meint Bonnen. Und die Vielfalt der Stile, wie läßt die sich auf einen Begriff bringen? „Obst“, lacht Bonnen. Das ist bunt, nahrhaft und hat Biß. |
Zu den vielen Sprachen im Chor gehören Romanes und Kölsch. Niehaus' "Thekenlieder" über kurze Dialoge, die der Komponist in einer Ehrenfelder Kneipe aufgeschnappt hat, reizen zum Lachen. Und doch lassen diese A-Cappella-Sätze eine tieftraurige Realität aufscheinen, ganz ohne Zeigestock. Kürzlich tauchte in einem Konzerttitel der Begriff „Fluxus" auf. Sollen Kunst und Musik der 60er Jahre wiederbelebt werden? „Nein, Fluxus, das ist eine Lebenseinstellung,“ sagt Bonnen. „Die wird es immer geben. Und die muß auch der Chor aufbringen. Fluxus meint, daß das Absurde in seinen vielfältigen Formen zugelassen wird. So taucht in allen unseren Projekten John Cage als Säulenheiliger auf. Da ist der Weg nicht weit zurück zu Erik Satie und nach vorn zu Frank Zappa. Bei Aufnahmen mit Peter Rühmkorf hatten wir viel Spaß. Seine witzigen Texte, etwa aus dem »Volksvermögen«, passen zu uns. Aber auch die absurden Texte von Daniil Charms." Der r ussische Dichter ist 1942 in einem Leningrader Gefängnis verhungert. Jetzt machen ihn die Kölner immerhin ihren Zuhörern bekannt. Das Programm, so bunt und unterhaltsam es wirkt, zeigt unausgesprochen eine hohe Sensibilität für Unterdrückte und für Randgruppen, die der Chor nicht so nennt, nicht marktgängig etikettiert. „Politik ist bei uns nie ein Thema,“ sagt der Chorleiter, „aber sie ist immer vorhanden. Ich glaube, wer nicht liberal eingestellt ist, der kann mit unseren Projekten wohl wenig anfangen.“ Bonnen kennt seine Stammhörer: „Wenn das übliche Chorpublikum mehr Bekanntes als Neues hören will, im Verhältnis vier zu eins, so ist es bei uns genau umgekehrt.“ Von Marianne Kierspel |
Chor singt Rilke und Blues LES SAXOSYTHES feiert 20-jähriges Bestehen mit Konzert Ein kleiner Flügel, ein Fernseher, eine Couch und ein paar Kästen Bier: Mit knappen Worten beschrieb Dietmar Bonnen das Ambiente, in dem vor 20 Jahren die Idee zur Gründung des Chors LES SAXOSYTHES geboren wurde. Im Wohnzimmer ihrer WG habe er damals zusammen mit seinem Mitbewohner Michael Lerner reihenweise Musikprojekte ins Leben gerufen. Doch wenige erwiesen sich als so langlebig wie der Chor, der seinen Mitgliedern eine gewisse Offenherzigkeit abverlangt. "Wir wollten hauptsächlich Musik aus dem 20. Jahrhundert singen, und zwar in allen möglichen Facetten – Rock, Jazz, Neue Musik, experimentelle Sachen", erklärte Bonnen den Besuchern bei der Jubiläumsfeier im vollbesetzten Ehrenfelder Bürgerzentrum. Wie diese Ideen praktisch umgesetzt werden können, demonstrierte Michael Lerner mit seinem neuen, sehr klassisch klingenden Arrangement des Beatles-Hits »Yesterday«. Lerner, der erster Leiter des Chores war, bevor er das Amt vor etwa zwölf Jahren an Bonnen abgab, kam dazu als einer der vielen Gäste auf die Bühne und dirigierte das Stück persönlich. Einmal in sentimentale Stimmung versetzt, konnten die Besucher danach gleich Videoaufnahmen aus 20 Jahren Chorgeschichte genießen. Die musikalischen Darbietungen des Abends bewiesen, welche erstaunliche stilistische Bandbreite der 25-köpfige Chor scheinbar mühelos meistert. Da sind Blues-Klassiker wie »Beulahland« zu hören neben Vertonungen von Rilke-Gedichten auf französisch, einem Gershwin-Song folgt der kultverdächtige Zyklus »An der Theke« des in Ehrenfeld ansässigen Komponisten Manfred Niehaus. Typisch für LES SAXOSYTHES sind auch die ständigen Umgruppierungen der Sänger während des Konzerts. »An der Theke« etwa wird in der V-Stellung dargeboten, die »Ballade vom ertrunkenen Mädchen« von Brecht/Weill aber im "Männerknubbel", erläuterte WDR-Moderator Michael Rüsenberg den Besuchern. Doch auch Rüsenberg konnte bislang nicht herausbringen, was der Name LES SAXOSYTHES bedeutet: "Das geht dann doch zu sehr ins Private", winkte Bonnen ab. Kölnische Rundschau 8/2004 |
Sie singen elegant, rhythmisch raffiniert und stilvoll Gut 20 Choristen machen dem Minnesänger Oswald von Wolkenstein Beine. Sie beherrschen heikle A-Cappella-Sätze von Hindemith bis Gershwin. Ganz neu erzählen sie Fontanes Ballade vom Herrn von Ribbeck, der gern Birnen verschenkt. Mal klatschen die Sänger als gewiefte Rhythmiker zum Markus-Reinhardt-Quartett, mal summen sie wie ein Knubbel Stubenfliegen. Der Kammerchor mit dem französisch-eleganten, aber eigentümlichen Namen „Les Saxosythes“ ist ein Kölner Hochgewächs Jahrgang 1983, ein Original unter den hiesigen A-Cappella-Chören. Er pflegt Musik der Gegenwart, aparte, witzige und jedenfalls neue Sichtweisen. Entsprechend bunt wird seine Konzertrevue auf 20 Chorjahre im ausverkauften Büze Ehrenfeld. Zwei Dutzend Freunde aus aller Welt wirken auf der Bühne mit, Solisten, Ensembles und Komponisten, die mit dem Chor arbeiten. Hier herrscht Professionalität, aber kein steriles Spezialistentum. Da ist auch Platz für Liebhabereien, da befruchten sich Schöpfer und Interpreten, Profis und Amateure wechselweise. Manchen Insiderwitz bringen jetzt Michael Rüsenberg (WDR) und mutige Ansager aus dem Chor dem Publikum nahe. Gern verblüfft der Chor mit Fundstücken, etwa mit einem erzromantischen Volksliedsatz von Arnold Schönberg, den viele nur als spröden Zwölftöner kennen und fürchten. Glenn Gould, Starpianist unter den Bach-Interpreten, hat selbst eine komplizierte Fuge für Chor komponiert. Man hört absurde Texte aus einem Leningrader Gefängnis. An einer Kölner Theke belauscht Manfred Niehaus Dialoge, die er zu schillernden Chorminiaturen verarbeitet. So erfährt das scheinbar Alltägliche Aufmerksamkeit, die Musik dazu hält sich frei von Stildiktaten. Viele Aktive kennen sich aus Kölns freier Szene und vom Komponistenlabel OBST. Zu ihnen gehört der Chorleiter Dietmar Bonnen, Komponist, Musiker und sogar ein passabler Jazz-Sänger. Er legte beim Geburtstagskonzert, mit Blick auf die Kenner im Saal, mehr Wert auf eigenwillige Strukturen in den Stücken selbst als auf blühenden Ton oder kunstvolle Linien. Doch kann der Chor enorm viel. Sein prallvolles Drei-Stunden-Konzert unterhielt wunderbar, nicht zuletzt wegen der familiären Kölner Note. Kölner Stadtanzeiger |
Die Kinder kichern immer als Erste. Als sich die Sänger beim gemeinsamen Auftritt des Chors LES SAXOSYTHES mit Gabriele Hasler in der Mülheimer Friedenskirche plötzlich in Gruppen zu viert oder fünft aufstellten, zusammen oder abwechselnd Wörter wie „missmutig“, „störrisch“ und „zänkisch“ riefen, blökten, flüsterten, sie dabei unablässig wiederholten oder aneinander reihten, da waren die erwachsenen Besucher vor lauter Verblüffung zunächst einmal mucksmäuschenstill. Schließlich stellt man sich unter einem Konzert in einem Gotteshaus in der Vorweihnachtszeit gemeinhin etwas anderes vor. Doch schnell setzte sich unter Anführung der Pänz allgemeine Heiterkeit durch. Der Komponistin Hasler missfiel das keineswegs: „Ich liebe das.“ Ihr Stück soll Erklärungen geben, „weshalb das Leben von Schafen nicht sehr erfolgreich ist“. Vor einigen Jahren hatte die Sängerin in London flüchtig ein Plakat gesehen, auf dem dieses exotische Thema angesprochen wurde, und das sie zu einer Beschäftigung mit der Materie anregte: „Ich habe dann etwa 50 Adjektive gesammelt, die auf Schafe zutreffen, und anhand der Liste gesehen: ,Da kann gar nix draus werden.’“ Aus Schafen zwar nicht, aber immerhin aus ihrer Verarbeitung, die nun zu einem spannenden – und ganz nebenbei erheiternden – Beispiel moderner Chormusik wurde. Auch solistisch beschreitet sie gern neue Wege. Den Satz der Schriftstellerin Gertrude Stein „Once Upon A Time The World Was Round And You Could Walk On It“ – etwa: „Einst war die Erde rund und man konnte auf ihr gehen“ – wiederholte sie immer wieder, wobei sie bei jedem Durchgang den jeweils letzten Vokal wegließ und die verbliebenen Lautfolgen zum Teil dehnte und rhythmisch akzentuierte. Wieder ein großer Spaß für die Kinder, und für die Erwachsenen die Gelegenheit, über das alles andere als „natürliche“ Verhältnis von Laut und Bedeutung oder die Musikalität von Sprache nachzudenken. „Man kann auch nacheinander die Konsonanten weglassen, dann klingt das irgendwann sehr hawaiianisch“ deutet Hasler die schier unbegrenzten Möglichkeiten des Spiels mit sprachlichen Klängen an. Aber auch für die eher traditionell orientierten Zuhörer gab es Inseln der Erholung: Max Regers »Nachtlied« etwa, das »Ave Maria« von Heitor Villa-Lobos, »Hear My Prayer O Lord« von Henry Purcell oder auch mal »Wish You Were Here« von PINK FLOYD. Dann wieder bat Chorleiter Dietmar Bonnen die Sänger auf die Empore, ließ zwei Gruppen einzelne Töne sukzessive anheben oder stakkatohaft hervorstoßen, wozu Gabriele Hasler im Kirchenraum ausgiebig improvisierte, teils unter Verwendung der Obertontechnik. Chor und Sängerin haben da die gleiche Wellenlänge. „Deswegen arbeite ich so gern mit den ,SAXOSYTHES’ zusammen. Da kann man Sachen bringen, die lustig sind, aber auch solche, die ganz tief ans Herz gehen“, sagte Hasler. Hans-Willi HermansKölnische Rundschau
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Dissonantes, Laszives und ein »Fahrradleed« Chor LES SAXOSYTHES feierte in der Lutherkirche 25-jähriges Bestehen Nein, die Bedeutung des französisch anmutenden Namens wollte Leiter Dietmar Bonnen wirklich nicht preisgeben, auch nach 25 Jahren nicht. Nuckelte nach dem Jubiläumskonzert seines Chores LES SAXOSYTHES in der ausverkauften Lutherkirche lieber an seiner Kölsch-Flasche und murmelte ausweichend vor sich hin. Es klang verdächtig nach „nicht jugendfrei“ und „zu persönlich“. Auch so ein Geheimnis, wie vieles an dieser etwa 25-köpfigen Gemeinschaft von Freizeitsängern, die nicht nur ein historisch abgehangenes Repertoire stemmen, das von Oswald von Wolkenstein über Telemann Gershwin reicht. Schwerpunktmäßig setzen sie sich auch noch mit der gern als zu „schwierig“ ignorierten Musik des 20. Jahrhunderts auseinander, ob es sich nun um Werke von Bernd Alois Zimmermann und Paul Hindemith handelt oder um Stücke von Komponisten aus dem Umfeld des Chores. Und wie beim Konzert in der Lutherkirche ist man immer wieder überrascht, wie gut es funktioniert, wenn all die Unterschiede, Gegensätze und Absurditäten kommentarlos nebeneinander gestellt werden. Als sorge diese Methode erst für die nötige Offenheit im Kopf des Hörers und mache empfänglich für Unbekanntes. „Andere Chöre beschäftigen sich meist nur mit Gospel, Messen oder Pop“, meinte Birgit Severing, die vor 23 Jahren zu den SAXOSYTHES stieß, „aber hier werden Alte und Neue Musik, Harmonisches und Schräges gemischt; das macht das Besondere aus.“ Gründungsmitglied Gerd Ziemert lässt durchblicken, dass die gemeinsame Arbeit eine tolerante Grundeinstellung fördert: „Aber mit diesem Stück »Schwerer Teig« zum Beispiel habe ich immer noch meine Probleme.“ Dabei wäre der Chor ohne die Dietmar-Bonnen-Komposition, eine Verbindung von wortlosen, mal gedehnten, mal abgehackten Phrasen der Sänger mit dissonanten Glissandi auf Cello und Kontrabass, vermutlich gar nicht entstanden. „Damals war ich noch Musikstudent und musste für eine Aufführung des Stücks meinen gesamten Freundeskreis zusammentrommeln.“, erzählte der Komponist. „Dabei ist dann die Idee aufgekommen, einen festen Chor zu gründen.“
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Kontrabassist Andreas Schilling, langjähriger Freund des Chores, erklärt den Reiz des Projekts so: „Meistens ist die Neue Musik ja sehr verkopft, aber bei den SAXOSYTHES kommen musikalische Professionalität und Spaß zusammen. Und wenn der »Schwere Teig« schwer im Magen liegt, kann man sich bei Schillings »Fahrradleed« konventionell op kölsch erholen, im Purcell-Zyklus schwelgen oder sich in Gedanken zur »Makin’ Whoopee«-Version »Der Mann ist Schlosser« lasziv wie einst Michelle Pfeiffer auf dem Piano rekeln: „Dreht er an meinen Schrauben, dann dreh’ ich einfach durch“, heißt es darin. Hans-Willi Hermans |
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OBST-Diskographie |
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FLEISCH 14
Jahre im Kinderhorst
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