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ALTE TALENTE - Poesie und Chaos
5 x 30 = 60
Peter Behrendsen: Elektronik
Dietmar Bonnen: Präpariertes Klavier, Glockenspiel
Andreas Oskar Hirsch: Carbophon
hans w. koch: Elektronik
Lucia Mense: Blockflöten
Aufnahme des Konzertes am 3. Februar 2019 im Loft, Köln-Ehrenfeld: Gagga Deistler
Mix: Deistler/Behrendsen/Bonnen
Design: Peter Hölscher
Ensemble-Foto: Hans Martin Müller
Fußboden-Foto: Bonnen
TT: 61'02 c OBST 2019
VIDEOS
Barbara Hindahl: Pó Rai Luz (Dust Ray Light), (Ausschnitt)*
Echo Ho: Animal at Play
Matthias Neuenhofer: MIELW
Monika Bartholomé: Netsuke
Hiroko Nakajima: Stille Botschaft
*Barbara Hindahl "Pó Rai Luz" (Dust Ray Light), 2018
Gefördert von ON-Neue Musik Köln
Organisation: Georg Dietzler www.gerngesehen.de
Ausführliche Informationen zur Bootleg-Reihe >>
Further information to the bootleg-series >>
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Video-Stills und Foto-Dokumentation, Loft zu Cölln, 2019
Hyou Vielz:
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Georg Dietzler und ich waren schon seit längerem über ein Geburtstagskonzert im Gespräch, das er schließlich zwischen meinem 75. und 76. Geburtstag organisieren konnte. Anders jedoch als in jenen Konzerten, bei denen Klanggeschenke in Soloaktionen präsentiert werden, wollte ich etwas gemeinsam mit Freunden machen. Und zwar nicht nur mit Musikern sondern auch mit visuellen Künstlern. Denn für mich ist Kunst, ob Musik, Poesie oder bildende Kunst immer ein Ganzes – ohne Hierarchie oder das Primat eines Genres.
Die einfachste Form des musikalischen Miteinanders ist die Improvisation, und so habe ich einige befreundete Musiker eingeladen. Allerdings hatte ich dabei nicht die übliche Form der "freien" (psychodynamischen) Improvisation im Sinn, sondern strebte eine "disziplinierte", strukturierte Improvisation an. Deren Grundidee wurde von John Cages Ästhetik abgeleitet, der, was die "freie Improvisation" betrifft, eher skeptisch war. Er nannte seine Vorstellung von Improvisation: "mit dem Kopf im Himmel – mit den Füßen auf der Erde", d.h. zwischen den beiden Polen Anarchie und Disziplin, zwischen individueller Freiheit und eine durch selbstgesetzte Regeln bestimmte Ordnung. Es geht um durch zeitliche Begrenzungen eingeschränkte Freiheit, die uns an die einfache Tatsache erinnern, dass auch unsere eigene Existenz nicht unbegrenzt ist. Alle verwendeten Zahlen sind durch 60 teilbar, im alten China bedeutete 60 das Ende des Lebens.
Die Partitur besteht aus einer sehr einfachen Zeitvorgabe. Die Gesamtspielzeit wurde mit 60 Minuten angesetzt, die individuelle Spielzeit beträgt 30 Minuten pro Spieler, in Abschnitten zwischen 2 und 10 Minuten. Deren Länge sowie Verteilung innerhalb der Gesamtzeit wurde per Zufallsoperationen (Würfel) entschieden. Die Musiker haben in ihren Zeitabschnitten individuelle Freiheiten, sollen sich aber an die in der Partitur vorgegebenen zeitlichen Grenzen halten. Es gibt keine explizite musikalische Kommunikation, obwohl diese nicht ausgeschlossen wird, wohl aber sich jeweils ereignende, absichtslose Beziehungen – die Emotionen bleiben beim Zuschauer/Zuhörer.
Simultan zur 60-minütigen Musik wurden 5 Videofilme eingespielt, von befreundeten Künstlern. Die fünf Videos waren durch Pausen von je 5 Minuten voneinander getrennt. Die Reihenfolge der Filme folgte keiner geplanten Struktur, es gab, ebenso wie in der Musik keine absichtlichen Beziehungen zwischen Bild und Ton – oder, wie es in einem der kölschen Gebote heisst: "Et kütt wie et kütt". |
For a long time Georg Dietzler and I had been talking about a birthday concert for me, and finally it happened between my 75th and 76nd birthday. Other than in those kind of concerts with sound presents offered as solo pieces I wanted to do something together with friends, and not only with musicians but also with visual artists. Because for me art, poetry or visual arts etc., has always been one - without hierarchy or priority of one single genre.
The simplest and most common way of making music together is improvisation. But what I had in mind wasn't the conventional form of a "free" (psychodynamic) improvisation but rather a disciplined or structured one. This idea is derived from John Cage's aesthetics; he was rather sceptical about free improvisation, he called his own approach: "with the head in the sky - and the feet on the ground": between the poles of anarchy and discipline, between individual freedom and order, with preconceived rules. Which in this case were time limits, thereby reminding us of the simple fact our own existence is not unlimited. All numbers used here can be divided through 60 – in ancient China 60 meant the end of a life.
The score consists of very simple time rules: the total length was set to 60 minutes, each player had 30 minutes in sections between 2 and 10 minutes in length. Their length and distribution in time was decided upon with chance operations (throwing dice). Within their respective sections players had individual freedom while observing their time limits. There is no explicit musical communication but it is not excluded. Rather there are unintentional relationships - emotions stay within the audience.
In simultaneity with the music 5 videos of friends were projected and distributed over the 60 minutes duration. They were divided from each other through a 5 minutes pause. As in the music the order of the films doesn't follow a preplanned structure; there are no intentional relationships between sound and visuals - whatever happens next happens. |
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