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FLEISCH – Die 14. Nacht

Die 14. Nacht

Die 14. Nacht

(35'11)
M: A. Schilling

Andreas Schilling: Kontrabaß
Caroline Thon: Saxophon
Dietmar Bonnen: Synthbaß
Eckhard Leue: Pauken
Gagga Deistler: Elektrische Gitarre
Janko Wiegand: Akustische Gitarre
Markus Deuter: Oboe
Martin Süsterhenn: Violoncello
Thomas Gerke: Schlagzeug

STREICHERENSEMBLE DER BRUDER-KLAUS-SIEDLUNG, KÖLN
Unter der Leitung von Ernst Gaida-Hartmann

Rosenmontag aus Licht

(25'09)
M: D. Bonnen, A. Schilling, mit Beiträgen von B. Bartók und G. Deistler

Andreas Schilling: Kontrabaß
Caroline Thon: Saxophon
Dietmar Bonnen: Piano, Synthbaß, Glas
Gagga Deistler: Elektrische Gitarre
Martin Süsterhenn: Violoncello
Thomas Gerke: Schlagzeug, Perkussion

Va bene

(1'55)
M: D. Bonnen / T: R. Gernhardt

Andreas Schilling: Kontrabaß
Caroline Thon: Saxophon, Je t'aime
Dietmar Bonnen: Gesang, Synthetisator
Gagga Deistler: Akustische und elektrische Gitarre
Martin Süsterhenn: Violoncello
Thomas Gerke: Schlagzeug, Perkussion
Conny Kopp: Chor
Ilona Mitze: Chor
Lorena Soriano-Eupen: Chor

Die 14. Nacht
produziert vom WDR Köln, Ulrich Kurth, im Januar 1993,
Tonmeister: Thomas Sehringer

Rosenmontag aus Licht
produziert von FLEISCH, im Mai 1994,
Aufnahme, Abmischung und Digitalschnitt: Ansgar Ballhorn
Aufnahme, Abmischung "Va bene": Gagga Deistler

Heftgestaltung: D. Bonnen, G. Deistler, A. Schilling
Titelbild: A. Schilling
Photos: Uli Grohs
Satz: Manfred Voigt

Die 14. Nacht

Im Frühjahr 1991 wurde das Ensemble FLEISCH um ein Konzept für eine abendfüllende Veranstaltung zur Eröffnung der Konzertsaison des Kölner Tanzbrunnens gebeten. Dietmar Bonnen hatte folgende Idee: Drei Ensembles unterschiedlicher Stile und Klangfarben (Klassik, Jazz, Rock) spielen an drei verschiedenen Orten innerhalb des Tanzbrunnengeländes eine Komposition, deren Instrumentierung sich ständig und unvermittelt ändert. Das Unvermittelte dieser Wechsel erinnert an die Bildschnittechnik von Video-Clips. Zur Musik finden verschiedene visuelle Ereignisse statt, die analog zur Änderung der Klangfarben schlagartig beleuchtet oder im Dunkel belassen werden; aus dieser Idee entwickelte sich die »14. Nacht«. Die Musik zu diesem multimedialen Ereignis komponierte Andreas Schilling. »Die 14. Nacht« besteht aus fünf Sätzen; dem ursprünglichen Konzept kommen die beiden Ecksätze am nächsten: Der schlagartige Wechsel der Instrumentierung ergibt sich durch Weglassen oder "Ausschneiden" größerer Bereiche aus einer zunächst sehr dicht beschriebenen Partitur. Von dieser "bildhauerischen" Vorgehensweise unterscheiden sich die anderen Sätze: Frei assoziierend wird das thematische Material des ersten und fünften Satzes verwendet. Bei der Abmischung der Aufnahme wurde versucht, die räumlichen Positionen der drei Instrumentalgruppen wiederzugeben.

Wenn der Löffel schon blau ist ...

Rosenmontag aus Licht

Dieses Stück kehrt die Idee von »Die 14. Nacht« um: Es wird nicht ein Musikstück von verschiedenen, abrupt wechselnden Ensembles gespielt, sondern in »Rosenmontag aus Licht« spielt ein Ensemble verschiedene, abrupt wechselnde Musikstücke.

Zu den übrigen Wochentagen hat der Kürtener Komponist Karlheinz Stockhausen ebenfalls einige Gedanken zusammengetragen, die zum Teil sogar auf Schallplatte erschienen sind.

Verriß siehe nächste Spalte

1991 inszenierte FLEISCH-Mastermind Dietmar Bonnen anläßlich der Tanzbrunnen-Eröffnung ein seltsames Klangspektakel: An verschiedenen Stellen plazierte er drei Ensembles, die sich in ihrer Stilistik (Klassik, Jazz, Rock) sowie ihrer Klangfarbe grundlegend voneinander unterschieden, und ließ sie eine Komposition spielen, deren Instrumentierung sich ständig und abrupt änderte. Jetzt haben FLEISCH diese Idee noch einmal aufgegriffen und zur Grundlage von »Die 14. Nacht« gemacht: Die recht komplexe Komposition besteht insgesamt aus fünf Sätzen, und vor allem im ersten und im fünften wird das thematische Material schlagartig und scheinbar völlig willkürlich von einer Instrumentenkonstellation zur nächsten weitergereicht: Wo eben noch ein Streicherensemble war, übernehmen plötzlich E-Gitarre, Keyboards und dröhnendes Schlagzeug das Regiment, um das Thema kurz darauf wieder an Saxophon und Oboe abzugeben. Das mag anfangs etwas verwirrend wirken, macht aber mit jedem weiteren Hören nicht nur mehr Sinn, sondern zudem auch immer mehr Spaß. Die übrigen Sätze, in denen die Gruppe das Klangmaterial "frei assoziierend" aufgreift, sind allerdings gelegentlich etwas akademisch und langatmig geraten. Im zweiten, insgesamt spannenderen Stück »Rosenmontag aus Licht« (schönen Gruß an Karlheinz Stockhausen!) kehrt sich das Prinzip um: Anstelle der Ensembles, Instrumente und Klangfarben wechseln hier die Stücke. Schlag auf Schlag - manchmal beinahe im Sekundentakt - lassen die Multistilisten von FLEISCH bei diesem wüsten Performanceritt quer durch alle Genres jazzige Passagen auf Folkloristisches oder avantgardistische Sequenzen auf erdige Boogie-Riffs und wilde Klangcollagen treffen. Ein Heidenspaß!

Kölner Illustrierte '94

... Ein Stelldichein mit/auf Musik, die sich querlegt, irgendwo zwischen Kiffen und Denken. Mag sein, daß auch die Gruppe FLEISCH dieser Synthese etwas abgewinnen kann, auch wenn es bei ihnen weit akademischer, musikstudierter zugeht. Auf ihrer jetzt veröffentlichten vierten CD »Die 14. Nacht« sind traditionelle Elemente aus Jazz, Klassik und Pop Bausteine ausufernder Kompositionen. Beeindruckend das 25 minütige »Rosenmontag aus Licht«, das durch seine schroffen Übergänge und unerwarteten Stimmungswechsel der collagierten Musik eines John Zorn zu Zeiten von »Mickey Spillane« sehr nahe kommt. So bleiben die Wachtürme an den Genregrenzen wieder einmal unbesetzt.

StadtRevue 11/94