Georges I. Gurdjieff war ein „Wahrheitssucher“. Geboren 1866 in der armenischen Stadt Alexandropol, versuchte er, auf seinen Reisen im ausgehenden 19. Jh. durch den Kaukasus, Zentralasien, den Orient und Nordafrika verschollenes Wissen über spirituelle Zusammenhänge zu erlangen.
2008 wurde ich zur internationalen Kunstbiennale nach Gyumri in Armenien geladen, um dort mit armenischen Künstlern und Musikern zu arbeiten. Gyumri ist das ehemalige Alexandropol.
So habe ich also begonnen, mich erneut mit Gurdjieff auseinanderzusetzen, habe einige seiner Schriften gelesen und mich mit der Musik beschäftigt, die er Thomas de Hartmann in den 20er Jahren diktierte.
Besonders fasziniert hat mich an Gurdjieffs Musik, dass er keine traditionellen Melodien notieren ließ, sondern in einem ersten Abstraktionsschritt die Musik der vielen durchreisten Gegenden in Form brachte, wie er sie erinnerte. Die zweite Abstraktion ist die Notation für Klavier. Die Musik stammt aus Kulturen, die mikrotonale Skalen verwenden, doch er diktiert für DAS bürgerliche, europäische Instrument, auf dem zeitgleich die Komponisten der Avantgarde wie Schönberg oder Stravinsky ihre neuen Kompositionsmethoden erproben.
In den letzten Jahren hat man versucht, einen Schritt zurückzugehen und Gurdjieffs Musik für das Instrumentarium der Herkunftsländer zu bearbeiten, also seiner Musik die Abstraktionen zu nehmen und ihr einen eher traditionellen volksmusikalischen Klang zu geben. Im Gegensatz dazu führte mein Ansatz, seine Musik weiterzudenken, zu Arrangements für die Besetzung Trompete, Schlagzeug und Fender Rhodes. Damit wird sie klanglich in einen Jazzkontext gesetzt. (Gurdjieff starb 1949 in Frankreich. Zur selben Zeit arbeitete Harold Rhodes an der Entwicklung eines elektromechanischen Klaviers.)
Es entstand eine Suite aus Gurdjieff-Musiken, die teilweise für diese Besetzung instrumentiert sind, teilweise aber auch die Melodien wie im Jazz verwenden; als chorus, über den improvisiert wird. Eine Auswahl der CD-Aufnahmen von 2015 wurde für die Vinyl-Edition neu gemastert.
Dietmar Bonnen
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