Susanne Kessel An Robert Schumann |
An Robert Schumann – Kommentare zeitgenössischer Komponisten zu Werken Robert Schumanns. 1 Ulrike Haage Fantasmagorie Kreisleriana 2010 11 Mike Lang “… in blooming shimmer“ TT:49’55 Tonmeister: Stephan Schmidt DDD GEMA c OBST 2010 p Kessel 2010 P330.30
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An Robert Schumann Anlässlich Schumanns Jubiläumsjahres 2010 schrieben zwölf Komponisten auf Einladung Susanne Kessels insgesamt zwölf neue Klavierstücke. Jedes dieser Stücke bezieht sich auf ein Werk Robert Schumanns. So entstanden ein neuer Klavierzyklus mit dem Titel „Kreisleriana 2010“, sowie vier Einzelstücke. Alle Klavierstücke dieser CD sind Susanne Kessel gewidmet. In celebration of Schumanns anniversary year 2010, Susanne Kessel invited twelve composers to write twelve new piano
pieces which refer to selected works by Robert Schumann. The result is a new cycle of piano pieces entitled “Kreisleriana
2010”, as well as four other single pieces. All the pieces are dedicated to Susanne Kessel. |
Ulrike Haage (D) ist Pianistin, Komponistin, Soundartist und Hörspielautorin, ausgezeichnet mit
dem Deutschen Jazzpreis. „Eine stilistische Grenzgängerin, die nahtlos Übergänge findet zwischen
impressionistischer Farbigkeit und der reduzierten Harmonik der minimal music. Kein Ton ist zuviel, kein Klang nur der
Gewohnheit geschuldet; die Welt ist ihr Klang, viele Klänge.“ (DIE ZEIT) Christoph Israel (D) Klavierstudium bei Klaus Hellwig. Lebt in Berlin als freier Pianist, Arrangeur und Komponist
von Film- und Theatermusik. Als Arrangeur ist er u.a. für das Palastorchester tätig. Als Pianist begleitet
er Max Raabe und spielt im Trio Grand Cru. Michael Denhoff (D) wurde 1955 in Ahaus geboren. Er studierte Komposition bei Jürg Baur und Hans Werner Henze, Violoncello
bei Siegfried Palm und Erling Blöndal-Bengtsson. Er erhielt zahlreiche Preise für sein umfangreiches kompositorisches
Schaffen. Seit 2008 ist er Dozent für Kammermusik an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. Sascha Janko Dragicevic (D) wurde 1969 in Bonn geboren und lebt heute in Berlin und Köln. Er studierte Komposition
bei Krzysztof Meyer und York Höller, elektronische Komposition bei Hans Ulrich Humpert, sowie Klavier bei Klaus
Oldemeyer. Seine Werke, für die er internationale Preise und Stipendien erhielt, wurden von renommierten Ensembles
und Solisten aufgeführt. Ivan Sokolov (R, D), 1960 in Moskau geboren, studierte am Tschaikowsky-Konservatorium Klavier bei Lew Naumov und
Komposition bei Nikolai Sidelnikov. Er ist Mitglied des Komponistenverbandes der ehemaligen UdSSR, Mitbegründer
des Moskauer Musik-Festivals ALTERNATIVA und Mitglied des Russisch-Deutschen Komponisten-Quartetts. Er lebt in Köln
und Moskau. Alex Shapiro (USA) wurde 1962 in New York City geboren und lebt heute auf San Juan Island, Washington. Sie komponiert
akustische und elektroakustische Musik. Veröffentlicht durch Activist Music, sind ihre Werke in Konzerten und
Radiosendungen in den USA und international zu hören, außerdem sind über 20 CDs erschienen.
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Leon Milo (F, USA), geboren und aufgewachsen in Los Angeles, lebt seit 1990 in Paris, wo er Konzertmusik
und Film-Musik schreibt, sowie Klanginstallationen, die in Galerien und Museen präsentiert werden. Live tritt er
international mit seinen Duo-Partnern Susanne Kessel („Pianowaves“) und Francois Daudin Clavaud („Interact-Sound“)
auf. Moritz Eggert (D) wurde 1965 in Heidelberg geboren. Als Komponist setzt er sich gerne zwischen alle
Stühle, was sowohl das avantgardistische wie auch das klassische Konzertpublikum verunsichert. Durch in den Medien
Aufsehen erregende Projekte wie „Die Tiefe des Raumes“ (Fußballoratorium) oder „Freax“ (Oper,
zusammen mit Christoph Schlingensief) versucht er konstant das gängige Bild der Neuen Musik als Angelegenheit alleine
für ein Expertenpublikum zu unterminieren. Alvin Lucier (USA) ist Komponist von Neuer Musik, Minimal Music und Klang-Experimenten. Ab 1970 lehrte er an der Wesleyan University als Professor für Musik. Neben Aktivitäten in den USA gibt Lucier Konzerte, Lesungen und Performances in aller Welt. Er arbeitete sowohl mit John Cage als auch mit Merce Cunningham zusammen. www.alucier.web.wesleyan.edu Manfred Niehaus (D), 1933 in Köln geboren, schrieb im Alter von 10 Jahren seine ersten Kompositionen
und lernte Violine und Viola. 1957- 62 studierte er bei Bernd Alois Zimmermann und war zeitweise dessen Assistent. Er
komponierte zahlreiche Bühnenmusiken, war Dramaturg und Regisseur an der Württembergischen Landesbühne
und Redakteur in der Musikabteilung des WDR in Köln. Mike Lang (USA) wurde 1941 in Los Angeles geboren. Es studierte bei George Tremblay, Rolv Yttrehus, Ross Lee Finney und Lalo Schifrin. Mike Lang ist Studio- und Bühnenmusiker (Pianist und Keyboarder) und spielte die Musik von über 3000 Kino- und TV-Filmen ein. Er ist Pianist in den verschiedensten Genres: Klassik, Jazz, Film-Musik, Pop, R&B, Blues. Er ist Komponist und Songwriter. Torben Maiwald (D) wurde 1978 in Kassel geboren. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt seit jeher der musikalischen „Leisstärke“, der er bis heute intensiv nachlauscht. Sein Klavierstück „Es wehet ein Schatten darin“ entstand unter dem Eindruck des „Hineinlauschens“ in Robert Schumanns letzte Lebensjahre. |
CD DER WOCHE »An Robert Schumann« Susanne Kessel, Klavier General-Anzeiger 5. Mai 2010, Feuilleton And speaking of Schumann, an interesting CD of new music came my way a couple of weeks ago. Pianist Susanne Kessel has made a name for herself as a champion of living composers, and I've been impressed by a number of her recordings. Her newest »An Robert Schumann« brings together 12 diverse short works by contemporary composers paying homage in various ways to Schumann, the centerpiece being »Kreisleriana 2010« an eight-composer, eight-movement suite that is a modern complement to Schumann's op.16. Every one of the works on this disc is worth a listen, with particularly outstanding contributions by composers Alex Shapiro, Leon Milo, and that underrated early godfather of minimalism, the amazing Alvin Lucier. If you have any interest in contemporary music or just plain terrific piano playing, you won't be disappointed! Gene Gaudette Artistic impact: 10, Sound quality: 10 |
Hommage an Robert Schumann ... Gleichsam aus der Gegenwart näherte sich Susanne Kessel dem Komponisten. Sie hatte im Hinblick auf das aktuelle Schumannjahr acht Komponisten gefragt, jeweils einen musikalischen Kommentar zu einer der acht Fantasien aus Schumanns »Kreisleriana« op. 16 zu schreiben, eine Aktion, die selbst schon ein Kunstwerk ist. Bevor sie die acht Stücke der »Kreisleriana« und die zeitgenössischen Gegenstücke abwechselnd spielte, stellte sie jede Komposition kurz vor, wobei im 21-Uhr-Konzert der in Bonn lebende Komponist Michael Denhoff und der in Bonn geborene Komponist Sascha Dragicevic auch selbst ein wenig zu ihrer Musik sagen konnten. Beide waren sich übrigens einig darin, dass sie Schumanns eigener "Ton" fasziniere, um den er die Klaviermusik bereichert habe. Denhoff, dessen kurzes »An R. Sch. - für Susanne« den Reigen eröffnete, greift diesen "Ton" durchaus auf, unter anderem, indem er seine Musik aus der sehr rhythmischen Struktur der "äußerst bewegten" Nr. 1 der »Kreisleriana« gewinnt. Dragicevic' »Aus nächster Ferne« nimmt eine Verfremdung des sehnsuchtsvollen Themas der zweiten Fantasie zum Ausgangspunkt. Es war an diesem Abend ungemein spannend zu hören, wie unterschiedlich die Annäherungen an Schumann ausfielen. Das stilistische Spektrum reichte da von Ivan Sokolovs mit russischer Seele getränkter Nr. 3 (»Intermezzo«) über einen Ausschnitt aus Moritz Eggerts robuster »Kreislerianana« und Alex Shapiros »Slowly searching« bis hin zu der »Fantaisie Electroacoustique« von Leon Milo. Diese Fantaisie blieb das einzige Stück, das Susanne Kessel nicht am Klavier spielte, sondern per CD-Player zu Gehör brachte. Die extreme Herausforderung der permanenten Wechsel zwischen Schumann und seinen musikalischen "Urenkeln" bewältigte Susanne Kessel mit Bravour. Sie holte aus Schumanns »Kreisleriana« wunderbare Stimmungsnuancen heraus, gab sich den poetischen, sehnsuchtsvollen Momenten hin, um dann – wie in dem "sehr rasch" überschriebenen, exzessiven vorletzten Stück – ungeheure Kraftreserven zu aktivieren. Dieses Stück hat der Amerikaner Alvin Lucier gleichsam in sein Gegenteil verkehrt, indem er nur den idyllischen Schluss aufgreift und daraus eine meditative Klangfantasie mit sphärischen Resonanzeffekten zaubert. Deutlich herber in der Tonsprache bleibt der Kölner Manfred Niehaus, der sich das letzte Stück anverwandelte. In der ersten Zugabe führte Susanne Kessel mit der Verschmelzung einer Hommage von Leon Milos an Messiaens Vogelstimmen-Faible und Schumanns Klavierstück »Vogel als Prophet« die Jahrhunderte zusammen, um das so inspirierte Publikum mit der »Träumerei« zu entlassen. Bernhard Hartmann |
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