FLEISCH Das Gelbe Album |
14 Jahre Gastromonie 7'36 Bonnen/Schilling Gagga Deistler: Gitarre Der 7. Sinn5'46 Schilling Burano11'00 Bonnen Axel Peters: Saxophon Hausstaubmilben6'05 Schilling Andreas Schilling: Sprache, Dirigat Five5'00 Cage Andreas Schilling: Kontrabaß Pasolini9'25 Bonnen Ernst Gaida-Hartmann: Minimoog Die Nachtwache28'47 Bonnen Dietmar Bonnen: Akkordeon Aufnahme: Ernst Gaida-Hartmann |
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für das Jahr 1991 Vegetarier sollten diesen Abschnitt überspringen, denn die Firma heißt zwar OBST, und das Cover zeigt einen Käse (Gouda, uralt), aber die Band nennt sich - wie wohl? - FLEISCH. »Das Gelbe Album« des Kölner Sextetts ist ein weit zäherer Brocken als die vorausgegangenen beiden FLEISCH-Alben. Die sieben Gänge (5'00 bis 28'47), die die Gruppe diesmal auftischt, erfordern neben ausdauerndem Kauen auch einiges an Kopfarbeit, ehe sich dem Hörer die schrägen Kompositionsstrukturen enträtseln. Instrumentalsolisten - wie Keyboarder Ernst Gaida-Hartmann und Gitarrist Gagga Deistler - agieren und reagieren in einem und auf einen imaginären Geräuschraum - in »14 Jahre Gastromonie« klappern Besteck und Geschirr, im »7. Sinn« schlagen Autotüren und röhren Motoren. Zum Ohrenschmaus für strapazierfähige Audiophile werden die Hörbilder unter dem Kopfhörer durch die effektiv eingesetzte Kunstkopftechnik. Über der Avantgarde-Veranstaltung schwebt als guter Geist der elder statesman der amerikanischen Experimentalmusik, John Cage, dessen fünfminütiges »Five« (1988) hier erstmals auf Platte erscheint. Dem Makrobiotiker Cage, der zugibt, daß ihn traditionelle, sprich: rhythmisch-melodisch organisierte Klänge in den Ohren schmerzen, würde dieses tierische Menü sicher munden. Alle anderen Müslis sind gewarnt. Albrecht Piltz The composers Bonnen and Schilling mix together street traffic noise, lush strings, art-rock, electric circuit, weirdly twisted popsongs and beer-drinking sing-alongs. Moskow Tribune 10/94 Wassergeräusche, Autos, Heizkörper und Konventionelles, Musik von anderen Ufern, intensiv nachgelauscht, in allem mutig. Kein »E« oder »U«, Durchbrechen von Schranken, provozierend. - »That's all«, said Hupty Dumpty. Neue Musikzeitung 4/91 Der Schriftzug des Labels OBST befindet sich auf einer Wurst, die Gruppe
heißt FLEISCH und das Cover der jüngsten Produktion zeigt einen Käse. Die
Kölner Band um die Komponisten Dietmar Bonnen und Andreas Schilling begibt
sich eher auf abenteuerliche Klangreisen, bei denen Umweltgeräusche gleichberechtigt
bzw. als kompositorisches Element einbezogen werden. Wasser plätschert,
Kölschgläser klirren, Autos brummen, Türen werden zugeknallt und Sololöffelist
Martin Süsterhenn klappert, was das Zeug hält. Wichtig ist auch Aufnahmetechniker
Ernst Gaida-Hartmann, der sich mit Kunstkopfeffekten beschäftigt. Weitestgehend
fabriziert FLEISCH spannende Space-Sounds, die einem interessanten Film
entspringen, der bislang noch nicht gedreht wurde. Kein Zufall, daß die
Gruppe die fünfminütige Cage-Komposition »5« spielt, denn schließlich war
es jener Cage, der behauptete: »Alles ist Musik!« StadtRevue 9/90 Die dritte CD des Kölner Sextetts ist ein ausgeklügeltes Spiel mit akustischen Informationen. Auf den Spuren von John Cage verknüpft »Das gelbe Album« alltägliches Geräuschambiente und improvisierende Solisten. Die sieben dramatischen Klangrätsel tragen Namen wie »14 Jahre Gastromonie« (Special Guest: ein Zapfhahn), »Pasolini« oder »Hausstaubmilben« .Die rheinischen Klangbastler finden ihr Material im Noise Jazz ebenso wie in der Neuen Musik. Szenen mit extremer Dynamik und einige Kunstkopf-Passagen sind speziell für Kopfhörer konzipiert. Musikalisch wird im Verlauf dieser 74 Minuten auch Liebhabern sperriger Klänge einiges abverlangt. Jürgen Elsässer |
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