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BONNEN Haupt- und Nebenstücke vol3
A
1 Xlendi 5‘55
music: Dietmar Bonnen
Susanne Kessel: piano
from »regards« 1995
2 la luna 1‘24
music: Dietmar Bonnen/Arkady Marto
Bonnen: piano Arkady Marto: electronics
from »la luna« 2008
3 Petrolio 2‘12
music: Dietmar Bonnen
Susanne Kessel: piano
from »regards« 1995
4 Double 1‘11
music: Dietmar Bonnen
Susanne Kessel: piano
from »Haupt- und Nebenstücke vol lll« 2025
5 Archangelos 4‘46
music: Dietmar Bonnen
Ivan Sokolov: piano Bonnen: dx7 Alexei Aigui: bells Manfred Niehaus: thundersheet
live @ Loft, cologne, november 1995
from »Not Only For ...« 1996
6 Herr der Mücken 1‘17
music: Dietmar Bonnen
Susanne Kessel: piano
from »regards« 1995
7 upcycling 1‘48
music: Dietmar Bonnen/Felix Knoblauch
Felix Knoblauch: digital piano
from »Haupt- und Nebenstücke vol lll« 2025
8 Bologna 3‘57
music: Dietmar Bonnen
Bonnen: piano, field recording, ambience
from »impressions« 2014
B
1 In lieblicher Bläue 22‘10
music: Dietmar Bonnen; text: Friedrich Hölderlin
Bonnen: piano, voices
Peter Behrendsen: electronic background
from »Haupt- und Nebenstücke vol lll« 2025
recordings A #1, 3, 5 @ Loft, cologne: Ansgar Ballhorn A #2, 8 @ Loft: Gagga Deistler A #4 @ home: Susanne Kessel A #7 @ home: Felix Knoblauch A #6 recorded on the computer grand piano of the karlsruhe music academy april 1995 by Ernst Gaida-Hartmann
GEMA | c+p Bonnen 2025 | HN3
Die LP ist bei a-musik zu bestellen: a-musik: Haupt- und Nebenstücke |
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»Haupt- und Nebenstücke« ist das instrumentale Pendant zu Dietmar Bonnens »LiederBooks«. Beide Editionsreihen erscheinen ausschließlich auf Vinyl. »Haupt- und Nebenstücke« vereint kammermusikalische Kompositionen – eigene Stücke werden flankiert von Interpretationen der Stücke anderer Komponisten.
Ausführliche Informationen zur Vinyl-Reihe >>
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»Haupt- und Nebenstücke vol III« präsentiert eine Auswahl von Dietmar Bonnens Kompositionen für Klavier.
1995 entstand Bonnens erste Produktion im Kölner Loft: Die Bonner Pianistin Susanne Kessel spielte neben Kompositionen von Cage, Satie, Schubert und Manfred Niehaus seinen Klavierzyklus »Blau« ein. Mit dem Titel »Blau« verbinden sich dabei vielfältige Assoziationen: Yves Klein, Derek Jarman, der Blues, Henri Matisse, ein Vollrausch etc. Aus diesem Zyklus stammen die beiden Stücke »Xlendi« und »Petrolio«. »Xlendi« ist entstanden in dem gleichnamigen kleinen Ort auf Gozo, »Petrolio« bezieht sich auf Pier Paolo Pasolini. Das bei dieser Produktion verwendete Mehrspurverfahren, bei dem mehrere Mikrophone in unterschiedlichen Raumpositionen und Entfernungen zum Klavier zum Einsatz kommen, erlaubt es, bei der endgültigen Abmischung den Klang sehr differenziert an die musikalische Situation anzupassen. Es lassen sich dabei klangliche Wirkungen erzielen, die z.B. der Totale oder dem Zoom beim Film vergleichbar sind. Als einer der ersten hat der kanadische Pianist Glenn Gould diese Möglichkeiten in seinen Aufnahmen genutzt. Hier wurde vor allem bei »Xlendi« davon Gebrauch gemacht.
»Herr der Mücken« ist ursprünglich eine Komposition für 2 Gitarren und 2 Celli (die wie die Gitarren auf dem Schoß gehalten werden). Bei diesem Stück werden die Tonhöhen nach und nach durch Schläge mit einer Fliegenpatsche ersetzt. »Herr der Mücken II« wurde unter Verwendung des Bösendorfer Computerflügels der Musikhochschule Karlsruhe im April 1995 eingespielt wurde. Das damals technisch komplett neue Verfahren ermöglichte eine besondere Art der Arbeitsteilung: Während der Flügel selbständig den vorher von Susanne Kessel eingespielten Klavierpart wiedergab, konnte die Pianistin auf dem geschlossenen Flügeldeckel (ähnlich wie in Cages »The Wonderful Widow of Eighteen Springs«) den Rhythmus hinzuklopfen. Im Verlauf des Stückes verschieben sich auch hier die Gewichte: Der Klavierpart mit seinen genau bestimmten Tonhöhen tritt allmählich zurück, der Rhythmus aber wird immer dichter und gewinnt mit seinem geräuschhaften Charakter schließlich die Oberhand.
Das Stück »Double« entstand 2024 für Susanne Kessels Projekt »Freedom«, für das sie Komponisten aus aller Welt einlud, ein Stück zum Thema Freiheit zu schreiben. Ihre Einspielung erscheint hier erstmals. »Double« bezieht sich auf Schuberts »Der Doppelgänger«.
»Archangelos« wurde wie »Blau« ebenfalls 1995 im Kölner Loft aufgenommen, diesmal live im Konzert des Russisch-Deutschen Komponistenquartetts (Manfred Niehaus und Dietmar Bonnen aus Köln, Alexei Aigui und Ivan Sokolov aus Moskau). Es ist die Umsetzung einer graphischen Partitur, die im selben Jahr auf Rhodos entstand. Den Klavierpart spielte Ivan Sokolov.
Mit dem russischen Elektroniker Arkady Marto hat Bonnen im Laufe der Jahre mehrere Duo-CDs veröffentlicht. Das kurze Stück »la luna« ist das Titelstück der gleichnamigen CD von 2008.
In der Neujahrsnacht 2014 kurz nach Mitternacht machte Bonnen in »Bologna« field recordings der Menschenmenge, die die Straße hinunterstürmte. Diese Aufnahmen lieferten das Ambiente für seinen Klavierpart.
»upcycling«: Während der Pandemie entwickelte der Pianist Felix Knoblauch ein virtuelles Museum, in dem Gemälde seiner Mutter ausgestellt sind. Man kann in die einzelnen Bilder eintreten und sie erscheinen als dreidimensionale Welt, in der man sich bewegen kann. Immer wenn man ein Bild betritt erklingt Musik. Für jedes Gemälde hat Dietmar Bonnen eine auf dieses bezogene graphische Partitur entwickelt. Entstanden sind so pro Bild zwei übereinanderliegende Parts für Digitalpiano, deren Verhältnis von Vorder- und Hintergrund sich jeweils in der Mitte des Stückes umdreht. Umgesetzt hat die Partituren Felix Knoblauch selbst. »upcycling« ist eine der vielen Miniaturen.
Die komplette B-Seite besteht aus der Komposition »In lieblicher Bläue« auf einen Text von Friedrich Hölderlin, die hier erstmalig veröffentlicht wird. Bonnen spielte den Klavierpart ein in der Nacht, bevor das alte, nicht restaurierbare Piano seines Künstlerkollegen Peter Hölscher zerstört und entsorgt wurde. Ähnlich wie in afrikanischer Musik oder dem Blues waren der Geräuschanteil und die Artefakte im Klang des alten Instruments bei diesem Stück gerade interessant. »In lieblicher Bläue« ist einer von Hölderlins ungewöhnlichsten Texten, überliefert von Wilhelm Waiblinger. Peter Behrendsen hat die elektronische Hintergrundlinie beigesteuert, eine der letzten Zusammenarbeiten des Duos vor seinem Tod 2021.
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»Haupt- und Nebenstücke vol III« presents a selection of Dietmar Bonnens compositions for piano.
Bonnens first production was in 1995 in the Cologne Loft: pianist Susanne Kessel recorded his piano cycle »Blau« alongside compositions by Cage, Satie, Schubert and Manfred Niehaus. The title »Blau« evokes a variety of associations: Yves Klein, Derek Jarman, the blues, Henri Matisse, drunkenness, etc. The two pieces »Xlendi« and »Petrolio« are from this cycle. »Xlendi« was written in the small town of the same name on Gozo, while »Petrolio« refers to Pier Paolo Pasolini. The multi-track recording technique used in this production, which involves placing several microphones in different positions and distances from the piano, allows the sound to be adapted to the musical situation in a very nuanced way during the final mix. This makes it possible to achieve sound effects comparable to, for example, long shots or zooms in film. Canadian pianist Glenn Gould was one of the first to use these possibilities in his recordings. Here, they were used primarily in »Xlendi«.
»Herr der Mücken« (Lord of the Mosquitoes) was originally composed for two guitars and two cellos (which, like the guitars, are held on the lap). In this piece, the pitches are gradually replaced by blows with a fly swatter. »Herr der Mücken II« was recorded in April 1995 using the Bösendorfer computer-grand piano at the Karlsruhe University of Music. This technique, which was completely new at the time, enabled a special kind of division of labour: while the grand piano independently played the piano part previously recorded by Susanne Kessel, the pianist was able to tap out the rhythm on the closed piano lid (similar to Cage's »The Wonderful Widow of Eighteen Springs«). In the course of the piece, the balance shifts: the piano part with its precisely defined pitches gradually recedes, while the rhythm becomes increasingly dense and ultimately gains the upper hand with its noisy character.
The piece »Double« was written in 2024 for Susanne Kessel's project »Freiheit«, for which she invited composers from all over the world to write a piece on the theme of freedom. Her recording appears here for the first time. »Double« refers to Schubert's »Der Doppelgänger«.
Like »Blau«, »Archangelos« was also recorded in 1995 at the Cologne Loft, this time live in concert by the Russian-German Composers Quartet (Manfred Niehaus and Dietmar Bonnen from Cologne, Alexei Aigui and Ivan Sokolov from Moscow). It is the realisation of a graphic score that was created in Rhodes in the same year. Ivan Sokolov played the piano part.
Over the years, Bonnen released several duo CDs with Russian electronic musician Arkady Marto. The short piece »la luna« is the title track of the 2008 CD of the same name.
Shortly after midnight on New Year's Eve 2014, Bonnen made field recordings in »Bologna« of the crowd rushing down the street. These recordings provided the ambience for his piano part.
»Upcycling«: During the pandemic, pianist Felix Knoblauch developed a virtual museum exhibiting his mother's paintings. You can enter the individual paintings and they appear as a three-dimensional world in which you can move around. Whenever you enter a painting, music plays. Dietmar Bonnen developed a graphic score for each painting based on the painting itself. The result is two overlapping parts for digital piano per picture, whose relationship between foreground and background is reversed in the middle of each piece. Felix Knoblauch himself implemented the scores. »Upcycling« is one of many miniatures.
The entire B-side consists of the composition »In lieblicher Bläue« (In Lovely Blue), which is being published here for the first time, based on a text by Friedrich Hölderlin. Bonnen recorded the piano part the night before his fellow artist Peter Hölscher's old, irreparable piano was destroyed and disposed of. Similar to African music or the blues, the noise and artefacts in the sound of the old instrument were particularly interesting in this piece. »In lieblicher Bläue« is one of Hölderlin's most unusual texts, handed down to us by Wilhelm Waiblinger. Peter Behrendsen contributed the electronic background line, one of the last collaborations of the duo before his death in 2021. |
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