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Impressions – Dietmar Bonnen

Impressions – Dietmar Bonnen

Dietmar Bonnen – Impressions

TT: 61’55
DDD, GEMA, c OBST 2014, p Bonnen 2014

recordings @ loft, cologne: Gagga Deistler mix/mastering: Deistler/Bonnen
pictures2: Dietmar Bonnen design: Peter Hölscher

 

 

 

 

 

 

 

1 le couvent Bonnen
prepared piano, glockenspiel: Dietmar Bonnen
e-bass: Roman Fuchs
e-guitar: Gagga Deistler
drums: Michael Pape
cymbals: Tom Gerke
chimes, rainmaker: Dett Heidkamp
2 Nazuna
Bonnen / Rodenkirchen
piano: Dietmar Bonnen
flute: Norbert Rodenkirchen
3 Michelangelo Bonnen
piano: Susanne Kessel
percussion, shruti box: Dietmar Bonnen
4 Impressions John Coltrane ·
piano: Dietmar Bonnen
e-guitar: Gagga Deistler
5 von goldenen Träumen schwer Bonnen
violins: Alexei Aigui
backwards piano: Dietmar Bonnen
6 St. Pierre
Bonnen / Reptil
field recording: doors of st. pierre, montmartre, paris: Phil Reptil, Dietmar Bonnen
e-guitar: Phil Reptil
shruti box: Dietmar Bonnen
7 Bologna
Bonnen
piano, field recording: bologna january 1st 2014 1:30 am: Dietmar Bonnen
8 Ausklang
Bonnen
recorded live @ st. agnes, cologne 22th september 2012
alto saxophone: Roger Hanschel
flute: Hans-Martin Müller
tenor saxophone: Dett Heidkamp
trombone: Günter Sigle
e-guitars: Gagga Deistler, Phil Reptil, Eberhard Kranemann
violoncello: Marei Seuthe
double bass: Andreas Schilling
pipe organ: Wilfried Kaets
tamtam: Dietmar Bonnen

 

Werkstatt-Text zu »Nazuna«

„Obwohl Dietmar Bonnen und ich uns seit vielen Jahren kennen, ist das kleine, aber feine Stück »Nazuna« auf seiner neuen CD »Impressions« tatsächlich unsere erste veröffentlichte künstlerische Zusammenarbeit. Mir hat immer schon gefallen, dass er ein ausgewiesener Grenzgänger zwischen Alter und Neuer Musik, zwischen Pop und Avantgarde sowie zwischen Ernst und Humor ist. Somit wollte ich für unser Stück etwas klanglich Ausgefallenes entwickeln und hoffe, dass mir dies mit der detuned Bansuri, einer Art präparierter indischer Bambusflöte gelungen ist. Hierzu möchte ich Reflexionen aus der Werkstatt beisteuern:

Als Dietmar Bonnen mich fragte, ob ich zu seinem schon vorskizzierten Klavierpart einen komplementären Flötenpart entwickeln könnte – etwas Interessantes und Außergewöhnliches – fühlte ich mich sehr geehrt und inspiriert. Ich reflektierte darüber, wie ich zu seiner Tonsprache einen größtmöglichen Kontrast und dennoch eine flötistische Klangwelt kreieren könnte, welche sich einbettet, ohne die Eigenständigkeit der beiden Ebenen Klavier und Flöte aufzulösen. So kam ich zu der Idee und dem Experiment, eine sehr schöne indische Bansuriflöte aus edlem Bambus durch Klebestreifen und andere Materialien extrem zu verstimmen und somit zu Dietmar Bonnens atonaler Tonsprache einen mikrotonal-modalen Pseudo-Ethno Kontext  herzustellen, welcher eine imaginäre Skala hervorbringt, die in echter asiatischer Musik oder anderswo niemals vorkommt und dennoch gleichzeitig auf Dietmar Bonnens Patterns Bezug nimmt.
Das Ganze ist also durchaus als humorvolles Statement mit einem Augenzwinkern gemeint: sowohl als ernstgemeinte Klanghommage an die großen indischen Flötenmeister, welche mich sehr geprägt haben, als auch als ironische Verortung eines „verirrten Westlers“ in einer durch die postmoderne Inflationskultur ent-ethnologisierten Welt.

 

 

Gegenüber der mittlerweile gängigen und populären Praxis des Pseudo-Orientalismus in der Alten Musik habe ich mich ja schon öfter kritisch geäußert. Mich interessiert vielmehr, gerade dieses Pseudomäßige und Oberflächliche einer westlichen Sicht auf orientalische Musik innerhalb einer solchen kulturellen Vermischung künstlerisch zu reflektieren und aus dieser Klangkontemplation heraus etwas hoffentlich Neues entstehen zu lassen.
Daher ist mein Flöten-Track tontechnisch auch im Stil der mir wichtigen „psychedelic music“ der 70er Jahre (mit einem noch deutlicheren zweiten Augenzwinkern) unter Verwendung von extremen Echo-Studioeffekten aufgenommen worden.
Also statt: »Live In Taj Mahal« müsste es vielmehr heißen »Lost in The Temple Of Globalization«. Ist das ketzerisch? Hoffentlich!“

Norbert Rodenkirchen

 

  Inlay Leporello