Impressions – Dietmar Bonnen |
Dietmar Bonnen – Impressions
|
|
1 le couvent Bonnen |
Werkstatt-Text zu »Nazuna«„Obwohl Dietmar Bonnen und ich uns seit vielen Jahren kennen, ist das kleine, aber feine Stück »Nazuna« auf seiner neuen CD »Impressions« tatsächlich unsere erste veröffentlichte künstlerische Zusammenarbeit. Mir hat immer schon gefallen, dass er ein ausgewiesener Grenzgänger zwischen Alter und Neuer Musik, zwischen Pop und Avantgarde sowie zwischen Ernst und Humor ist. Somit wollte ich für unser Stück etwas klanglich Ausgefallenes entwickeln und hoffe, dass mir dies mit der detuned Bansuri, einer Art präparierter indischer Bambusflöte gelungen ist. Hierzu möchte ich Reflexionen aus der Werkstatt beisteuern: Als Dietmar Bonnen mich fragte, ob ich zu seinem schon vorskizzierten Klavierpart einen komplementären Flötenpart entwickeln könnte – etwas Interessantes und Außergewöhnliches – fühlte ich mich sehr geehrt und inspiriert. Ich reflektierte darüber, wie ich zu seiner Tonsprache einen größtmöglichen Kontrast und dennoch eine flötistische Klangwelt kreieren könnte, welche sich einbettet, ohne die Eigenständigkeit der beiden Ebenen Klavier und Flöte aufzulösen. So kam ich zu der Idee und dem Experiment, eine sehr schöne indische Bansuriflöte aus edlem Bambus durch Klebestreifen und andere Materialien extrem zu verstimmen und somit zu Dietmar Bonnens atonaler Tonsprache einen mikrotonal-modalen Pseudo-Ethno Kontext herzustellen, welcher eine imaginäre Skala hervorbringt, die in echter asiatischer Musik oder anderswo niemals vorkommt und dennoch gleichzeitig auf Dietmar Bonnens Patterns Bezug nimmt. |
Gegenüber der mittlerweile gängigen und populären Praxis des Pseudo-Orientalismus in der Alten Musik habe ich mich ja schon öfter kritisch geäußert. Mich interessiert vielmehr, gerade dieses Pseudomäßige und Oberflächliche einer westlichen Sicht auf orientalische Musik innerhalb einer solchen kulturellen Vermischung künstlerisch zu reflektieren und aus dieser Klangkontemplation heraus etwas hoffentlich Neues entstehen zu lassen. Norbert Rodenkirchen |
|||