John Cage Into Silence |
1 the wonderful widow of eighteen springs 1942
2'38
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Ins Jahr 2002 fallen der 90. Geburtstag und der 10. Todestag des amerikanischen Komponisten John Cage. Das Label OBST bringt deshalb eine CD heraus, auf der Werke des Komponisten versammelt sind, die seit der Gründung des Labels zu verschiedenen Anlässen veröffentlicht wurden. Die Musiker, die das OBST-Label betreiben, sind im Schnitt 50 Jahre jünger als John Cage; sie bewundern seine Offenheit - auch für die Bildenden Künste und die Literatur - und teilen seinen Begriff von Freiheit. Sein freiestes Stück »4'33''« feiert am 29. August 2002 seinen 50. Geburtstag; es wird auf der CD in zwei unterschiedlichen Versionen präsentiert. Zu den Stücken:
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In 2002 we celebrate both the 90th birthday and the 10th anniversary of the death of American composer John Cage. Therefore, the Label OBST brings out a CD containing the collected works of the composer it has produced on different occasions since this label was established. The musicians who run the Obst label are on average 50 years younger than John Cage; they admire his openness also regarding the visual arts and literature and share his understanding of freedom. His freest piece »433« turns 50 on the 29th of August, 2002; it is presented in two different versions on the CD. About the pieces: »in a landscape« was composed in 1948 and is a piece for the
piano or for the harp. Here, a limited tonal material, only seven pitches,
within a range spanning 5 octaves, is used. Supposedly, the rhythm follows
the movements of the dancer Louise Lippold (and not the other way around)! »solo with obbligato accompaniment of two voices in canon and six short inventions on the subjects of the solo« the title already reveals something about the compositional technique as well as »composition for three voices« belong to the pieces with which John Cage tended towards Arnold Schönberg in 1933/34. They offer exclusively melodic passages, which within a 2 octave range offer all 25 pitches before one of them will be repeated. The instrumentation is left to the performers, the range prescribed. In the 1989 recording by Dietmar Bonnen, the three parts are played on three different organs in three different rooms, a church organ, a Hammond organ and a synthesizer are heard at the same time. These recordings of both compositions were the first ones ever to be on a CD. »bacchanale« is a piece for prepared piano from 1938, the first piece ever written for prepared piano. It uses only 12 different pitches within 1 1/2 octaves of the bass register, which are all altered in their sound prepared by strips of felt or screws. The percussive rhythm gives the piece a fully dancelike character. It is also composed for dancer Syvilla Fort. »433« from 1952 is truly the most radical
piece imaginable by John Cage; as we mentioned in his biography. The times
of the three sections vary in different printings of the piece: 33 240 120 or
30 223 140.
It is usually played on the piano, but the composer intended it for every
possible solo or choral combination of performers. An infinite lengthening
of time is also imaginable. »five« dates from January 1988 and is dedicated to WDR editor Dr. Wilfried Brennecke and the »Wittener Tage für Neue Kammermusik« which he organized, and which take place every year in late April. The piece is for five players with their choice of instruments. In any case, the range of each instrument is less than 2 octaves, and the pitches are given exactly. The piece lasts exactly 5 minutes. The first player has seven pitches, the second 9 to play during this time. The dynamic mostly piano is given, although the tonal color, the mood, the sound shape is open. In 1989, the ensemble FLEISCH brought out »five« as the first CD recording of this piece. »the seasons« appeared in 1947 as ballet music for the dancer and choreographer Merce Cunningham, in two versions, one for orchestra and one for piano. A movement is dedicated to each season, with a short prelude. The order is Winter meaning quiet, Spring creation, Summer preservation, and Autumn decay. The cycle is completed with the repetition of the short prelude to Winter and indicates thus the unending progress of the seasons. The organ piece »souvenir« dates from September 1983, commissioned by the AMERICAN GUILD OF ORGANISTS. It uses only 7 pitches, each phrase contains only 7 or 5 pitches. The proportions 5:7:5 are probably borrowed from Japanese haiku. »sonnekus²« from 1985 is the composer Cages homage to his predecessor, the French composer Erik Satie (1866-1925). It is not the first reference of this kind; already in »cheap imitation« from 1969 there is an allusion to Saties »Socrate«. »sonnekus²« is first of all a pentatonic melody (from G to C). This melody should be sung in a simple, folksong-like way, without vibrato. The interpreter should build in long pauses of any length she likes, during which she can change her costume or go into another room where, farther away from the audience, she can sing cabaret songs by Erik Satie (with accompaniment). Cages unaccompanied melodies are settings of text fragments from the first Book of Moses »Genesis«, which have been chosen by the chance program of a computer. The theatrical effect of the interpretation should change from church to cabaret but only as a suggestion. The title »sonnekus²« is derived from Saties title »Sonneries de la Rose + Croix«. Manfred Niehaus
Neue Musik Zeitung 11/02 |
Er lacht mich an – jeden
Tag – Cage: "There is no day, no hour to waste ..." John Cage gilt als einer der ersten, der konsequent das präparierte Klavier verwendete und sagte: "Töne sind nichts als Töne, und wären sie nicht bloße Töne, würden wir bei der nächsten Komposition etwas daran tun. Ich sagte, da Töne Töne sind, gibt das den Menschen, die sie hören, die Möglichkeit, Menschen zu sein, die ihr Zentrum in sich tragen, wie es doch der Fall ist, und nicht künstlich irgendwo in die Ferne versetzt, wie sie es gewohnt sind, die auszuknobeln sich mühen, was da von einem Künstler mit Tönen gesagt wird." Susanne Kessel ist die Pianistin, die ihr Klavier nach Cage's Vorgaben präpariert hat und es damit zum Perkussions-Instrument macht. »Bacchanale« von 1938: 12 Töne innerhalb von 1½ Oktaven sind durch Filzstreifen oder Schrauben klanglich so verändert, daß die perkussive Rhythmik in den Vordergrund tritt. Kein Wunder, daß das Stück einer Tänzerin gewidmet ist – wie häufig bei Cage. Interdisziplinär und intermedial arbeitete er in verschiedensten Bereichen der Kunst und Medienkultur – u.a. als Dichter, Maler, Zen-Meister und Pilzforscher. In seine Kompositionen integrierte er Alltagsgeräusche und das Radio als Klangquelle, er arbeitete mit dem Zufall, schuf akustische Kunst und Lautpoesie. »The wonderful widow of eighteen springs« entstand 1942. Hier die Aufnahme mit Susanne Hille und Dietmar Bonnen. Er begleitete sie durch Klopfen auf dem geschlossenen Klavierdeckel. Diese Begleitung ist sehr differenziert notiert, sowohl der Handsatz, als auch die Klopf-Stelle – Deckel von oben, Spieltisch von unten, Klavier oben drauf. John Cage gehörte zu den Künstlern der Nachkriegszeit, die die Musik vom überflüssigen Ernst befreite, ohne natürlich auf kognitive Strukturen zu verzichten. Er pflegte eine Art musikalischen Dadismus, erlaubte sich Karikaturen, Persiflagen und Experimente in jede erdenkliche Richtung. Bestimmte instrumentale Besetzungen legte er selten fest; z.B. verlangte er "irgendeine Zahl von Spielern, irgendwelche Klänge oder Klangkombinationen, die durch irgendwelche Mittel hervorgebracht werden mit oder ohne sonstige Tätigkeiten". Mit der Komposition »Solo with ...« zielte Cage auf seinen Lehrer Arnold Schönberg. Er gestaltete einen melodischen Verlauf über zwei Oktaven und wiederholte erst einen Ton, nachdem alle 24 Töne der 2 Oktaven erklungen sind. Die Instrumente indes sind beliebig! Dietmar Bonnen wählte für die 3 Stimmen 3 Orgeln in verschiedenen Räumen, die er allesamt selbst spielt: Kirchenorgel, Hammondorgel und Synthesizer. Sie klingen in der Aufnahme alle zusammen – übrigens eine Erstveröffentlichung der Komposition im Label OBST, 1989. Das denkbar radikalste Stück von John Cage ist »4'33''« – notiertes Schweigen in drei Sätzen, die durch Öffnen und Schließen des Klavierdeckels gekennzeichnet sind, 1952 in Woodstock uraufgeführt. Das Ende der "Avantgarde", das Ende des "Fortschritts", weiter kann man nicht gehen – es gibt nichts mehr zu sagen. Oder doch? Auf der Cage-CD des Labels OBST gibt es zwei Versionen des Stückes. Einmal »4'33''« als version digital zero – ohne jedes Rauschen, einfach nur NICHTS – ist schon etwas befremdlich auf einer CD. Umso interessanter der Vergleich mit der Alternative, in der Michael Rüsenberg die Anregung John Cage's aufnimmt und die 4'33'' bei geöffnetem Fenster "präsentiert".Entstanden ist eine Soundscape-Version, in diesem Fall wiederum ein Weiterdreh, indem Michael Rüsenberg eine Straßenbahnfahrt in Köln belauschte. Cage: "Darüber wegsehen, wegwischen, so was klappt bei uns. Wir stellen Information gegen Information. Nimm als Herausforderung das Projekt Erde: sie wieder jungfräulich zu machen, wie sie war, aber mit Technologie. Quadratur des Kreises." Die Erde als komponierte Unendlichkeit, das ist in der Ballettmusik »The Seasons« zu erleben. John Cage schrieb sie 1947 für den Tänzer Merce Cunningham, der regelmäßig zu Cage's Musik choreographierte. Ein Zusammenfügen der Künste – Musik folgt Bewegung – Musik induziert Bewegung – Cage hat beides ausprobiert. »The Seasons« spiegelt den unendlichen Lauf der Jahreszeiten in vier Sätzen, denen ein kurzes Vorspiel vorangeht. Winter gleich Ruhe, Frühling gleich Erschaffen, Sommer gleich Bewahren und Herbst gleich Zerfallen. Der Zyklus endet mit dem kurzen Wintervorspiel und führt so den Kreislauf der Jahreszeiten vor Ohren. Diese CD ist eine sehr persönliche Hommage an John Cage, dessen 90. Geburtstag und 10. Todestag in diesem Sommer zusammenfällt. Die 11 Stücke unter dem CD-Titel »Into Silence« sind zu unterschiedlichen Anlässen veröffentlicht worden und spiegeln natürlich eine sehr spezielle Sichtweise eines jeden Mitwirkenden auf das Werk des Komponisten. Manfred Niehaus, Kölner Musiker und Komponist, hat seinen Zugang im Beiheft der CD ausführlich und anschaulich beschrieben. Damit macht er neugierig darauf, wie Musiker, die im Schnitt 50 Jahre jünger sind als Cage, sein Werk weiterentwickeln und Stellung beziehen. Corinna Rottschy |
It's sobering to think that John Cage, who died in 1992, was born 90 years ago, his earliest composition written in the early 1930s. »into silence« is compiled from John Cage releases on the OBST label, with recordings dating from 1989 to 2002. The tracks fall into two periods: earlier compositions from 1933-52 and those from 1983-88. The »Solo With Obbligato Accompaniment Of Two Voices In Canon And Six Short Inventions On The Subject Of The Solo« (1933), written shortly before he became a Student of Arnold Schoenberg, is scarcely recognisable as Cage. It's performed here by Dietmar Bonnen on three keyboards – church organ, Hammond and synthesizer – in three different rooms. »In A Landscape« (1948) gets a luminous interpretation from Susanne Kessel on piano. Of the two versions of the well known "silent piece" »4'33"« one clearly isn't silent at all – it's a soundscape version whose material originates on three tram rides in Cologne. The Wire
John Cage »into silence« auf abwegen Nr. 33 |
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