– Bonnen |
(2006) dietmar bonnen double bass: andreas schilling recording/mastering @ nagelstudio gilbachstr. 11, cologne 2005: schilling |
Der Buddhabasselefant Ein nächtlicher, fernöstlicher Basar in einer gründerzeitlichen Bahnhofshalle, auf dem Menschen warten und suchen. Durch diesen Bahnhof schreitet ein Elefant mit gezogenen, gehaltenen und geschleiften satten Tönen in jeder Lage. Dieses Bild malt die CD – wenn man möchte … Auf dieser CD hat Dietmar Bonnen die Eindrücke und Gedanken einer thailändischen Reise in Musik umgesetzt. In Thailand Glück bringende, nämlich ungerade Zahlen bestimmen die fernöstliche Pentatonik, die der Komponist ohne Grundton in Reihe stellt und so Morgen- und Abendland miteinander verbindet. Auch die Rhythmen, die Andreas Schilling von Zeit zu Zeit auf seinem Kontrabass schlägt, sind ungerade. Die gezogenen, gehaltenen und geschleiften satten Töne in jeder Lage des Kontrabasses, die der thailändischen Sprachmelodie nachempfunden sind und sehr improvisiert wirken, sind genau festgelegt und spielen mit dem Machbaren (im doppelten, nämlich technischen und kompositorischen Sinne). Der Klangteppich, den ein Nachtmarkt in Chian Mai liefert, steuert durch vielfache Verfremdung elektronische Klänge an und kommuniziert so mit ihnen. Auf diese und andere Weise durchwirken alle Ebenen einander: Der Basar, der Kontrabasselefant und der fernöstliche Harfenschleier mit vereinzelten klaren, hellen Tönen, der vor allem durch gestrichene Flügelsaiten entsteht. Trotz oder wegen aller Strenge schafft die Musik einen akustischen Raum, der Bilder zulässt und evoziert oder auch nur Stimmungen – oder vielleicht sogar philosophische und religiöse Verklärung? Spuren hierfür finden sich auf der CD selbst mit einem Datum – 9. Oktober 2548 –, das auf die Geburt Buddhas verweist, und mit kleinen Bassschlüsselkopfelefanten. Ein weißer Elefant kündigte die Geburt des Gautama Buddha an, dessen Gesetz sich nach 2500 Jahren aufs Neue offenbaren soll. Wer weiß, worauf die Menschen im Bahnhof warten, was sie suchen und was der Buddhabasselefant da macht … Marcel Jensen |