Hasler / Bonnen / Hanschel Styr |
. | |||||||
1 Frühlingsopfer 2’22 2 Paik 6’36 3 Akk 3’51 4 Frag 1 1’22 5 Largh 5’33 6 Spieluhrlied 3’45 7 Frag 3 1’11 8 Kit 7’22 9 Schnecken 7’06 10 Hagebutte 7’23 11 Styr 1’13 12 Frag 2
1’13 13 Beispiel 6’37 14 Eleg 6’55 15 Ext 2’44 16 Abschlag 1’28 Alle Kompositionen Hasler/Bonnen/Hanschel TT: 66’43 Aufnahme: Hanschel |
Nach einer konzeptionellen Idee von Dietmar Bonnen entstanden die Aufnahmen zur neuen CD »Styr«. Jeder
beteiligte Musiker erstellte zwei Grundideen, die als Skizze fungierten und viel musikalischen Raum offen ließen.
Diese Aufnahmen der Grundidee wurden weitergereicht und im Schneeballsystem entstanden durch neue Spuren nach und
nach die vorliegenden Stücke. Die drei Musiker trafen sich erst ganz am Ende gemeinsam im Studio, um den Endmix
und die Endbearbeitung gemeinsam zu erstellen. Diese musikalischen Kettenbriefe führten zu einer wilden und erstaunlich
stimmigen Mischung aus diversen Klangerzeugern wie z.B. Schneckenhäuser, Eierharfe oder Styroporgeige, neu entstehenden
Texten, Atmungen, Gesängen, aber durchaus auch eine Menge Altsaxophon, Piano und Stimme. |
Roger Hanschel, Gabriele Hasler und Dietmar Bonnen spielen Musik. Mit Musik. Und die Gewinnerin ist die Musik, zu hören auf »Styr«. 16 Runden von A wie Anorexie bis F wie Fragment. Zum Kotzen schön bis zum Gruseln geistreich. Kettenbriefmusik aus zwei Grundideen jedes Spielers, die weitergereicht von jedem Spieler um eigene Ideen erweitert wurden. |
Entsprechend einfallsreich, aber erstaunlich stimmig sind die entgrenzten Lieder. Man hört ihnen gern zu, weil
sie häufig ohne Worte überraschend erzählen und ungewöhnlich unterhalten. Das präparierte
und Toy Piano wirken gegen die anderen Instrumente geradezu traditionell: Ein Eierschneider, liebevoll Eierharfe genannt,
erklingt, ein Milchschäumer, eine Spieldose, Schneckenhäuser, eine Styropor- und eine Kartongeige. In »Kit« summt Dietmar Bonnen einen Blues zu Gabriele Haslers clownesken wortlosen Selbstgesprächen – oder anders herum. Zum mageren Beispiel wird schließlich die Nahrungsaufnahme in der Familie erklärt und von der Sängerin kongenial und sehr anhörlich interpretiert. Über allem schwebt traumhaft schön Roger Hanschels Saxophon, bis es und alles aufgesogen wird. Marcel Jensen |
HERBSTGESÄNGEWenn die braunen Blätter über die Gehwege tanzen, kann der Musikliebhaber auch mal die Beine auf dem Sofa ausstrecken. Das muss er nicht, denn die Konzertprogramme der Konzerthäuser und Clubs quellen über vor qualitativ erstklassigen Angeboten – bei stetig sinkenden Besucherzahlen. Besonders den Abonnenten, den traditionellen Heilsbringer der Konzertveranstalter, den hält es nicht mehr im fest verankerten Mietsitz. Die Auswahl wird ja auch immer verführerischer, bunter, und die Welt rückt unaufhörlich weiter zusammen. Wer bei diesen Gedanken milchig graue Wolken aufziehen sieht und wem nun Gelüste nach einer meditativ intensiven Begegnung mit zarten Tönen eines Trios erwachen, von drei Musikern, die alles, aber niemals Party machen wollen, dem sei eine CD empfohlen, die durchaus originell klingt, ohne schrill oder unterhaltsam sein zu wollen. Man muss allerdings zuhören können, denn die drei erzählen nicht nur dem Endprodukthörer kleine Geschichten, sondern sie haben sie sich auch gegenseitig nur mitgeteilt – postalisch sozusagen. Und das begab sich so. Um der Ein- bis Zweisamkeit des Hörers gerecht zu werden, haben sich die Sängerin Gabriele Hasler, der Pianist Dietmar Bonnen und Holzbläser Roger Hanschel gar nicht vor die eigene Haustür bewegt, sondern ihre Grundideen via Mail einfach vom Sofa abgeschickt. Den ausgeklügelten und reiflich überlegten Kommentar gab es dann retour, ein Abschlusstreffen zum Endmix, das war‘s – Improvisationen mit Reifegrad und Rückzugsrecht. Aber die musikalischen Anmerkungen, die passend zum Homestudio mit Eierharfe, einem Milchschäumer oder nur mit schwerem Atem ausgestoßen wurden, leben wie pulsierende Hörbilder, mit lyrischen Texten wie abstrakten Hörspielszenen, und die Musiker verleugnen ihr handwerkliches Können nie: Hanschels Saxton wärmt wie ein finnischer Holzofen. Von Olaf Weiden |
Die Ideezu dieser CD hatte Dietmar Bonnen: jeder der drei Beteiligten sollte zwei Grundideen liefern, die als Skizze viel Raum offen lassen sollten. Die Aufnahmen dieser Grundideen wurden dann ausgetauscht, und durch neue Spuren entstanden im Schneeballsystem nach und nach die Stücke der CD »Styr«. Schließlich trafen sich die drei im Studio, um gemeinsam die Endbearbeitung zu machen. Die musikalischen Kettenbriefe führten zu einer erstaunlichen Mischung aus unterschiedlichsten Klangerzeugern, darunter eine Eierharfe und eine Styroporgeige, aber es gibt auch viel Stimme, Altsaxofon und Piano zu hören. Gabriele Hasler, die mittlerweile wieder in Bremen lebt, ist seit Beginn der achtziger Jahre als Sängerin, Komponistin und Lyrikerin im Bereich von Jazz und improvisierter Musik tätig und darf sich mittlerweile zu den eigenständigsten Stimmen in der europäischen Szene rechnen. Dietmar Bonnen, der auf mehr als 50 CDs mit Musik aus den unterschiedlichsten Genres zu hören ist, sagt, dass für seine kompositorische Arbeit vor allem Musiker wie Bach, Jimi Hendrix und John Cage bestimmend sind. Roger Hanschel, seit 1987 Mitglied der KÖLNER SAXOFON MAFIA, bildet seit 1995 ein Duo mit der Sängerin Gabriele Hasler, das inzwischen mehrere CDs eingespielt hat. Seit zwei Jahren hat er ein eigenes Quartett, das sich HEAVY ROTATION nennt. Auf der Rückseite von »Styr«, auf der Roger Hanschel mit Gabriele Hasler und Dietmar Bonnen zu hören ist, ist ein Schneckenhaus zu sehen. Nicht zufällig ist es da. In einem Stück mit dem Titel »Schnecken« spielt Gabriele Hasler auch mit Schneckenhäusern, Dietmar Bonnen mit Thai-Glöckchen und Roger Hanschel auf einem Hajini, einige der vielen “diversen Klangerzeuger”, wie es auf der CD heißt. Im Pressematerial zur CD heißt es: “Das Ergebnis zeigt, was herauskommen kann, wenn drei Musiker, die in der zeitgenössischen Musik zuhause sind, einander überraschen und begeistern wollen.” Sie überraschen sich nicht nur gegenseitig, sondern auch jede und jeden, die neugierig sind auf neue Klänge. Eine spannende CD. Sie heißt »Styr«. Marita Emigholz
|
Es begannals Experiment dreier Musiker. Jeder steuerte zwei Grundideen zum Projekt bei, nahm sie auf und reichte sie an die Kollegen weiter. Diese mischten auf neuen Spuren hinzu, was ihnen gut dünkte und reichten das Band erneut weiter. Im Lauf der Zeit entstand so ein dichtes Geflecht, das niemand als großes Ganzes konzipiert hatte, und das dennoch – jeder hatte ja ernsthaft gearbeitet und sich nach bestem Wissen und Gewissen in das vorhandene Gefüge eingebracht – immens dicht wirkt. Dabei spielen Stimme und Atem von Gabriele Hasler und Dietmar Bonnen, Klavier, Kalimba, Eierharfe, Kinderklavier, Milchschäumer, Glöckchen, Altsaxofon, Akkordeon, Blockflöten und viele andere Gerätschaften eine wichtige Rolle. Werner Stiefele |
|