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Ungewöhnliche Kunst im Ehrenfelder LOFT
Wenn man Dietmar Bonnen ein Kunstwerk abnimmt, bekommt man auch noch
Geld dafür: Es heißt "Clara & Marcel", wobei
sich der Name "Marcel" auf den Surrealisten Marcel Duchamps
bezieht und "Clara" auf die Pianistin Clara Schumann. Die ist
auf dem Hundertmarkschein abgebildet, und ein solcher ist, vom Künstler
signiert, samt CD mit einer Aufnahme der Komposition "4'33"
von John Cage in einem Pappschächtelchen abgepackt. Das Ganze kostet
99 Mark.
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Das
ist in diesem Fall auch dann noch ein mehr als günstiger Preis, wenn
man weiß, daß die Komposition aus exakt vier Minuten und 33
Sekunden Stille besteht. Sehr schweißtreibend dürfte die Aufnahme
also nicht gewesen sein. Immerhin hat Bonnen den Hundertmarkschein gebügelt,
wie Rundfunkmoderator und Klangforscher Michael Rüsenberg versicherte,
der auch durch die Präsentation der OBST-Erdbeer-Edition im Ehrenfelder
LOFT führte.
Dietmar Bonnen gibt die im Jahre 1999 begonnene Edition gemeinsam mit
Peter Hölscher und Bernhard Kucken auf dem Label "OBST, Musik-
und Kunstproduktion" heraus, bislang umfaßt sie sieben Werke.
Das Prinzip ist in allen Fällen dasselbe: Einem Kunst-Objekt wird
jeweils eine CD beigefügt. "Manchmal haben zwei Künstler
gemeinsam ein Konzept entwickelt, manchmal ist die Verbindung eher zufällig
zustande gekommen",
erläuterte Bonnen. Sieht man einmal von der bereits erwärmten
Nummer Drei der Edition "Clara & Marcel", ab, findet sich
auf den CDs tatsächlich Musik. Anspruchsvolle übrigens, und
die Stücke von Johann Sebastian Bach, Erik Satie oder John Cage werden
von Künstlern des Labels interpretiert. Von den sieben Werken der
Edition werden jeweils 99 Stück hergestellt und verkauft. Der Preis
für "Clara & Marcel" ist nur ein Gag, ansonsten zahlt
man 240 bis 300 Mark. Dafür ersteht man dann zuweilen
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Einzelstücke
im wahrsten Sinne des Wortes. Wie im Falle der Nummer Sieben: Bernhard
Kucken hat 99 kleine Figuren aus Industrieharz hergestellt, die zusammengefügt
eine einzige Stele ergeben. Falls die glücklichen Besitzer jemals
zusammenkommen ...
Hermans
Kölnische Rundschau 12/2000
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