Bonnen spielt ++ausverkauft++ |
Heinz-Dieter Willke John Cage
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Welch ein Zufall, daß Sie jetzt diesen Text lesen! Oder etwa nicht? Wenn dem potentiellen Käufer einer CD einmal nach Orgel zumute ist ja
dann sucht er nach Namen: Der berühmte Organist A. neulich stand
was im »Spiegel« über ihn spielt auf der sicherlich tollen Orgel
von... (sonst würde er ja darauf nicht spielen wollen) irgendwas von irgendwem. Manfred Niehaus |
Bonnen spielt... Orgelwerke von Willke, Cage, Ligeti, Schroeder, Hindemith, Ives, Lerner,
Schilling, Gaida-Hartmann, Reger, Dietmar Bonnen, Orgel Nichts ist in der Geschichte derart entauratisiert worden wie die Orgel.
Die Königin der Instrumente, akustisches Signal für Herrschaftsansprüche
diverser Couleur, ging wohl schon 1891 eines Teils ihrer Wirkungskraft verlustig,
als Charles Ives der Orgel seine Variationen über »America« (= God save
the King/Queen) anvertraute. Da war der Schritt zum Leierkasten getan, den
kein Weihrauch mehr klerikal einfärbte. Selbst seine Version des Weihnachtslieds
adeste fideles, auf diesem Recital vorhan-den, weist dem Weg die Richtung
und Ligetis zweite Orgeletüde Coulée verdichtete barocke Nähmaschinenmusik
zum strikt gewebten Klangteppich. Von Heilsversprechen keine Spur... Ulrich Schreiber Interpretation 10 Tonmeister: Ernst Gaida-Hartmann
Bonnen spielt ... Dietmar Bonnen spielt nicht etwa im Sandkasten, sondern ausgewählte Neue-Musik-Stücke zumeist zeitgenössischer Komponisten auf der Orgel. Nicht sakrales Geschwülst, sondern differenzierte, spannende Tonbilder in faszinierender Virtuosität - die Tontechnik macht's möglich, daß mehrere Orgeln auf einmal erklingen. Nicht Werke von Bach (aber eines von Reger), sondern u.a. von John Cage und Paul Hindemith (aber auch von Michael Lerner und Toningenieur Ernst Gaida-Hartmann). Ein spielerisch-packendes Produkt gegen Konventionen! StadtRevue 10/91 Das Repertoire, das der Organist Dietmar Bonnen für seine CD Bonnen spielt... (Obst) auswählte, erfordert einen hellwachen Kopf. Die Spannweite reicht von Werken ehemaliger Bürgerschreck-Avantgardisten wie John Cage und György Ligeti bis hin zu Paul Hindemith, Max Reger und Chorälen von Hermann Schröder. Eine aufnahmetechnische Delikatesse stellt das 1990 von Andreas Schilling komponierte Große Termitenballett für drei Orgeln zu vier Händen dar. Winfried Dulisch |
Bonnen mit Songs und Orgelmusik Er ist schon ein findiger Kopf, der Dietmar Bonnen. Neun Jahre hat er als Organist in Köln-Stammheim Kirchendienst geschoben, seit 1981 mit der Gruppe Fleisch nach »Avantgarde zwischen Rock und Neuer Musik mit ethnologisschem Bezug zum Kölner Raum« gesucht. Malen kann der 34 jährige so versiert wie singen. Und auch wenn viele Songs seiner letzten Duoplatte mixtura solvens mit Ernst Gaida-Hartmann die Patina der achtziger Jahre tragen, muß man seiner Orgelplatte Bonnen spielt... Respekt zollen (beide beim Kölner Labe OBST). Neben minimalistisch verschachtelten Stücken seiner Kölner Freunde Gaida-Hartmann, Heinz-Dieter Willke, Michael Lerner und Andreas Schilling vereint Bonnen Orgelstücke des deutschen Traditionalismus (Reger, Hindemith, Schroeder) mit Ives, Ligeti und Cage. Kühner als diese Auswahl ist nur die Zubereitung: der Kirchenorgel werden auf technischem Wege Hammondorgel und Synthesizer zugeschaltet getrennt nach polyphonen Stimmverläufen und musiklischen Ereignissen. Manche Registrierung aus dem Popsampler-Fundus ist freilich weniger mutige Grenzüberschreitung als Geschmackssache. Insgesamt aber taugt Bonnens Experimet, der Orgel das klerikale Image zu nehmen. Kölner Stadt-Anzeiger 29.7.1992
Entdeckerisch Geht das gut, Klänge von elektronischen Orgeln mit denen von Kirchenorgeln
in Collagen zu mischen? Puristen wird die Aufnahme des Kölner Komponisten
und Interpreten Dietmar Bonnen kaum gefallen, denn hier spielen Synthesizer
und natürlicher Orgelklang einander brüderlich in die Hände. Solche Experimente
fern ausgetretener Orgelwege führen freilich zu überraschenden Hörerlebnissen:
Max Regers kleines Choralvorspiel Aus tiefer Not schrei ich zu dir wird
elektronisch mit Moog-Klängen verfremdet, ohne daß dabei allerdings die
Grundsubstanz der Komposition verändert würde. Hermann Schroeders Orgelchorälen
op.11 oder Hindemiths 3. Orgelsonate ergeht es nicht anders. Frankfurter Allgemeine Zeitung 30.6.'92 Bonnen spielt ... Was spielt Bonnen? Nicht nur, wie auf dem herzigen Foto im CD-Booklet zu sehen, Sandkuchenbacken mit Eimerchen und Schäufelchen, sondern Neue (Orgel-)Musik. Und was, bitteschön, hat eine solche Produktion in diesem Pop-Journal zu suchen? Eine Menge. Denn erstens ist der 33jährige Kölner kein bleicher Vertreter elitärer Neue-Musik-Zirkel, sondern ein vitaler Sproß der anarchischen Musikszene der Domstadt, in der es seit je zum respektlosen Ton gehört, die Grenzen zwischen "E"- und "U"-Musik lustvoll zu überspringen - was nicht zuletzt diese Mixtur aus Kompositionen von Klassikern wie Max Reger, John Cage, Paul Hindemith und Charles Ives und Stücken junger (Kölner und Düsseldorfer) Musiker wie Heinz-Dieter Willke, Michael Lerner, Ernst Gaida-Hartmann und Dietmar Bonnen selbst beweist. Und zweitens sind diese 25 Titel nicht, wie es den hehren Gepflogenheiten des "E"-Bereichs entspricht, auf einer möglichst berühmten Orgel eines möglichst legendären Orgelbauers eingespielt worden, sondern der Musikprofessor zuckt zusammen! nach guter Pop-Sitte im Multitrack-Verfahren: hier ein Lauf auf einer Kirchenorgel, dort eine Linie auf dem Synthesizer. Das Ergebnis ist eine Frischzellenkur für verknöcherte Dogmatiker und für vorurteilslose Musik-Gourmets die reine Wonne. Albrecht Piltz |
Klicken Sie hier, um zu Heinz-Dieter Willkes Anmerkungen zu Bonnens Orgelprojekt zu gelangen. |
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