Snegurotschka |
Konzert am 16. April 2005, 18.00 Uhr
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Susanne Hille
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Herr Berg wird von beiden bespielt, die Doira von Herrn Bonnen |
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Herr Bonnen erklärt und verklärt |
Snegurotschka – ein intellektuelles Abenteuer Nasen, neugierige Frauen, Gold und Silber — all das und noch viel
mehr präsentierten Susanne Hille und Dietmar Bonnen am Samstag in der ehemaligen
Synagoge Hülchrath. Musik und Texte aus vier Jahrhunderten hatten die Düsseldorfer
Sopranistin und der Kölner Komponist und Musiker zusammengestellt. Mit viel
Neuer Musik und einigen klassischen Elementen machte das Duo den Abend zu
einem intellektuellen Abenteuer. |
Gleich ein ganzes Arsenal von Instrumenten hatte das Duo
mitgebracht, etwa eine Klangskulptur des Düsseldorfer Künstlers Peter Hölscher.
Ganz traditionell dagegen die Doika, ein Perkussionsinstrument aus Usbekistan.
Ferner allerlei elektronische Instrumente. Von Inge Hüsgen, Grevenbroich |
Konzert mit Mini-Klavier Zu einem ungewöhnlichen Konzertabend luden jetzt Susanne Hille und Dietmar Bonnen in die Ehemalige Synagoge Hülchrath. Unter dem Titel „Snegurotschka” boten sie Musik und Texte zu mal amüsanten, mal nachdenklich stimmenden Geschichten des Alltags. Susanne Hille ist Konzert- und Opernsängerin und lebt in Düsseldorf. Sie ist Mitglied der Künstlerinnengemeinschaft „Gedok A 46”, die das Konzert organisierte. Regelmäßig tritt sie gemeinsam mit dem Kölner Musiker und Komponisten Dietmar Bonnen auf, der bereits einige Musikstücke für sie geschrieben hat. In Hülchrath erwiesen sie sich als gut aufeinander eingespieltes Duo, dem es problemlos gelang, das Publikum rund zwei Stunden lang in seinen Bann zu ziehen. Stimmgewaltiger Auftritt |
„Dieses Toy-Piano hat etwa John Cage recht häufig eingesetzt”, so Hille. „In der modernen und experimentellen Musik wird es öfter genutzt.” Ein rasantes „Solo„ legte Dietmar Bonnen auch auf einem anderen Mini-Klavier, einem hellgrünen Organetta, hin. Für diese ungewöhnliche Instrumentenwahl gibt es eine logische Erklärung: „Der Flur ist so schmal, dass wir kein gewöhnliches Klavier hier herein bringen konnten”, so Hille. Zu dem Lied „Gold und Silber lieb ich sehr” spielte sie auf der Klangskulptur „Herr Berg”, die aus sechs Metallsaiten und einem Holzbrett besteht. Name aus russischem Märchen HÜLCHRATH (lina) |
Snegurotschka: Poesien des Alltags Zum zweiten Mal trat das Tuchmachermuseum im Rahmen der Konzertreihe Bramscher Note als Veranstalter auf. Zum zweiten Mal wurde dem Publikum ein Abend geboten, der nicht nur die Grenze zwischen Musik und bildender Kunst überschritt, sondern in dem allein die Musik schon für Übergangserfahrungen sorgte und das auf einem Niveau, was ansonsten eher in großen Städten heimisch ist. Für den vergangenen Freitagabend waren die Sängerin Susanne Hille und der Pianist und Komponist Dietmar
Bonnen eingeladen, ein Konzert rund um die stickende Frau zu entwickeln. In der Mitte des weiß getünchten
Raumes der Kornmühle sitzt das Publikum. Rundherum stehen vereinzelt Tische, gedeckt mit Exponaten der Künstlerin
Petra Weifenbach. Da gibt es zum Beispiel Tischdecken, deren kreisrunde Rotweinglaskringel signiert sind, deren Kaffeeflecken
mit einem roten Kreuzstich markiert sind oder deren Schmutzflecken herausgeschnitten sind, sodass offene Wunden klaffen. |
Achtzigern zum Einsatz, eine Organetta der Firma Hohner, eine Art elektrisch betriebene Melodika im Miniaturflügelformat, ein Glockenspiel, eine Zither sowie ein Akkordeon und schließlich ein amerikanisches Spielzeugklavier, ein sogenanntes Toy-Piano. Für Abwechslung ist gesorgt. Zu Beginn schreitet die Sängerin, sich einen goldenen Spiegel vorhaltend,
mit der a cappella gesungenen Juwelenarie aus Gounods Faustoper in den Konzertraum. Die Gretchengestalt bildet einen
geheimen roten Faden des Konzerts; sie wird quasi zur Chiffre der spinnenden, der webenden und stickenden Frau, ob
sie nun Flora wie in John Hiltons Ayre aus dem Jahre 1627 oder Penelope, wie die Frau des Odysseus, oder anders heißt.
Die Werke des Konzerts ranken sich um die Geduld, die Beständigkeit, die Ruhe und den Verzicht, die Unterwürfigkeit
und Dienstbeflissenheit, die ein bürgerlich-männlicher Blick der Frau zugeordnet hat. |
Und hier begegnet sattsam Bekanntes in neuem Gewand. Bekannte Lieder werden von den Künstlern neu markiert,
in neue Kontexte gerückt und mit neuen, zeitgenössischen Kompositionen ins Verhältnis gebracht. So werden
Monteverdis Madrigali Amorosi neben eine Jazzballade für Klavier von Randy Newman gestellt. Mozarts neckisch-rokokohaftes
Lied »Der Zauberer« wird durch eine perkussive Begleitung auf dem Akkordeonkoffer zu einer surrealistischen
Jagd und zudem von einer Klaviersongfassung von Pink Floyds »Wish you were here« sowie von Led Zeppelins »Stairway
to heaven« kontrastiert. Pergolesis »Ninetta« und Hugo Wolfs »Fädchen« stoßen
auf Hugo Balls Dada-Gedicht »Karawane«, welches mit orientalischen Arabesken auf der Organetta und mit
einem zum Tamburin umfunktionierten und mit einem Webschiffchen rhythmisch traktierten Stickrahmen begleitet wird. |
existenzialistische Untiefen treibt. Kongenial und ein weiterer Höhepunkte des Abends ist die Aufführung von John Cages 1948 komponierter »Suite für Toy-Piano«. Genauso wie Cages Werke für präpariertes Klavier gehört die Suite zu den musikgeschichtlich bedeutsamen, nichtsdestotrotz wenig gespielten Werken des 20. Jahrhunderts. Im Rahmen der Ausstellung entfaltet sich hier eine Poesie des scheinbar schon oft Gehörten, aber noch nie Wahrgenommenen, eine Poesie, die sich an der Verfremdung des Alltäglichen und Gewöhnlichen entzündet. Genau dieses poetische Verfahren kennzeichnet auch die Textilobjekte von Petra Weifenbach. Osnabrücker Zeitung
16.3.09 |
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